Hagen/Herscheid. . Die Wilhelm Schröder GmbH entwickelt neue Technik, die innerhalb von drei Sekunden Alarm schlägt, wenn ein Geisterfahrer unterwegs ist. Ein Feldversuch läuft auf der A43 bei Bochum.

Zwei Minuten können Leben retten. Zwei Minuten, die Verkehrsteilnehmer eher vor Falschfahrern auf der Autobahn gewarnt werden. Dafür will ein Unternehmen aus Herscheid mit einer neuartigen Funktechnik sorgen, die Wilhelm Schröder GmbH. „Innerhalb von drei Sekunden nach Beginn einer Geisterfahrt geht die Information an Polizei und Verkehrs-Leitstelle, aber auch an Radiostationen und Handy-Apps“, verspricht der geschäftsführende Gesellschafter Kai Okulla (44).

„Wir können Selbstmörder und Leute, die mit einer Geisterfahrt nur einen Kick suchen, nicht daran hindern“, ergänzt er. „Aber wir können die Zeitspanne verkürzen, in der Notfallmaßnahmen greifen.“

Ziel war es Kai Okulla zufolge, etwas zu entwickeln, „das wirtschaftlich ist und die Autofahrer nicht so ablenkt wie große Hinweistafeln.“ Kern des neuen Warnsystems ist ein quaderförmiger Kasten von der Länge eines iPhones, der an Auf- und Abfahrten von Autobahnen sowie an Raststätten in jeden der weißen Leitpfosten am Straßenrand integriert wird. Inhalt: Akku, GPS-Modul, das das Signal weiter sendet, Antenne und Funk-Sensor.

Rote Leuchtdioden

Die mit Solarstrom betriebene Mess- und Kommunikationstechnik erkennt Richtig- oder Falschfahrt und löst bei Gefahr im Umkreis von fünf Kilometer ein Signal aus. Dafür erhalten die Baken runde rote Leuchtdioden. Dazu kommt noch eine akustische Warnung aus dem Navigationsgerät - eine App dazu wird gerade entwickelt. Auch der Falschfahrer selbst wird akustisch und optisch gewarnt.

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Ein Feldversuch läuft bereits, wie Okulla berichtet. Auf der Autobahn 43 bei Bochum wird die Entwicklung gerade mit Hilfe von Wissenschaftlern der Universitäten Dortmund und Aachen auf ihre Praktibilität getestet - offenbar sieht es vielversprechend aus. „Wir haben schon vor Monaten an Verkehrsminister Ramsauer geschrieben und die Empfehlung erhalten, diese Idee an das Bundesamt für Verkehrswesen weiterzuleiten“, berichtet Okulla. Man will in Kontakt bleiben.

Noch viele Tests

Vor dem womöglich flächendeckenden Ausbau deutscher Autobahnen mit Technik aus Herscheid stehen weitere Tests: In einem ganzen Bundesland oder an gefährdeten Strecken. Okullas Traum wäre natürlich die Versorgung des ganzen deutschen Autobahnnetzes.

Dort, auf einer Autobahn, hatte die Entwicklung auch ihren Ausgang genommen: 2007 musste ein Wilhelm-Schröder-Außendienstmitarbeiter einem Geisterfahrer ausweichen und war mit Tempo 140 auf einen Lastwagen aufgefahren. Drei Menschen wurden verletzt. Und 2008 suchte die Firma laut Okulla dann nach Wegen, „damit so eine Sache nicht noch einmal passiert.“

Die Wilhelm Schröder GmbH aus Herscheid hatte sich viele Jahre lang auf Umformung, Stanzbetrieb und später auch auf Spritzguss spezialisiert, um vor ein paar Jahren über „Projekte mit Wertschöpfungspotenzial“ nachzudenken. An dem Projekt Geisterfahrer arbeiten dem Geschäftsführer zufolge 15 von insgesamt 140 Mitarbeitern des Unternehmens aus dem Märkischen Kreis, die zuletzt 24,5 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet haben.

Elektronik-Know-how wird über die Universitäten zugekauft. Als Okulla dort suchte und einen Mitarbeiter mit dem genau passenden Anforderungsprofil an der TU Dortmund fand, stellte sich plötzlich heraus. „Der stammt aus Herscheid.“