Lüdenscheid.
Peter Tschaikowskys „Schwanensee“ gilt als Inbegriff des klassischen Balletts schlechthin. Jede Compagnie, die auf sich hält, führt das zauberhafte Ballettmärchen im Repertoire. Insbesondere die „weißen Akte“ gelten als das Schönste, was die Ballettwelt hervorgebracht hat. Das St. Petersburg Festival Ballet, eine der besten Ballettcompagnien Russlands, machte Tschaikowskys „Schwanensee“ am Freitagabend im Kulturhaus zum unvergesslichen Erlebnis.
Fabelhafte Primaballerina
Vor restlos ausverkauftem Haus brillierten die weit gereisten Gäste mit einer farbenprächtigen Inszenierung und Spitzentanz auf höchstem Niveau. Vor allem die Doppelrolle der Odette/Odile, eine der anspruchsvollsten Rollen des klassischen Balletts, war mit Margarita Zhuchina hervorragend besetzt. Beide Seiten der Figur – das Gute und das Dämonische – brachte die Primaballerina tänzerisch und schauspielerisch auf den Punkt. So zart, anmutig und grazil ihr technisch vollkommener Tanz als unglückliche, verwunschene Schwanenkönigin Odette wirkte, so fordernd, verführerisch und erotisch legte sie die Rolle der Rotbart-Tochter Odile – der verzauberten Schwanenprinzessin bis auf das schwarze Kostüm und herausfordernde Mimik zum Verwechseln ähnlich – an. Die berühmte Szene mit den 32 Fouettés, mit denen Odile Prinz Siegfried umgarnt, meisterte die Tänzerin mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit.
Wogen der Begeisterung schlugen dem großen Ensemble entgegen, das Standing Ovations erhielt. Für Margarita Zhuchina gab’s sogar rote Rosen. Zum Kostümfest machten die Gäste aus St. Petersburg, die unter künstlerischer Leitung von Danil Salimbaev und Kirill Smorgoner brillierten, das romantische Märchenballett. Die Kostüme waren eine Augenweide. Auch die Bühnendekoration, die einen verwunschenen Märchenwald und die Halle eines königlichen Schlosses vor Augen führte, versetzte ins Reich der Fantasie. Fahles Licht und Nebelschwaden, die über die Bühne waberten, unterstrichen den Zauber der Schwanenszenen.
Das Fest im Schloss, bei dem Siegfried (im Glauben, es sei Odette) die falsche Braut erwählte, war in warmes Licht getaucht. Zu Musik vom Band entführten die Russen in eine farbenprächtige Märchenwelt. Opulente Ensembleszenen wie den Auftritt der Schwäne mit anmutig schwingenden Armbewegungen und leicht geneigtem Kopf sowie Gesellschaftsbilder am Königshof meisterte das Festival Ballet in der Choreographie von Lew Iwanow und Marius Petipa mit ebensolcher Eleganz wie die verschiedenen solistischen Partien, darunter die Nationaltänze, die Auftritte der als Braut für Prinz Siegfried auserkorenen Prinzessinnen und den zauberhaften „Tanz der vier kleinen Schwäne“.