Werdohl. .

In Verdacht gerieten zuerst die Eichhörnchen. Haferflocken, Apfelstückchen, Eierplätzchen, Abend für Abend auf die Fensterbank gestreut, um dieselbe am nächsten Morgen ratzekahl leergefuttert vorzufinden. Diese kleinen Racker – nur zu sehen, waren sie nie. Bis Jan Steineker und seine Frau Helena sich in Ütterlingsen eines Nachts mit Taschenlampe und Fotoapparat wappneten und auf die Lauer legten...

Hätte Frau Bress, die frühere Nachbarin der Steinekers in der Leipziger Straße, nicht begonnen, herrenlose Katzen im Viertel zu füttern – ja dann, glaubt Jan Steineker, wäre man dem Geheimnis des Siebenschläfers im Haus mit der Nummer 6 wohl nie auf die Spur gekommen. Frau Bress sorgte sich nämlich um die beiden schon wild gewordenen Katzen, die sich kaum streicheln ließen, aber das gefüllte Näpfchen gern leerten.

Frau Bress zog eines Tages von Ütterlingsen fort und so übernahmen es die Steinekers, Futter in den Garten zu stellen. Überhaupt waren die beiden Rentner sehr an Tiere gewöhnt, schauen sie doch bis heute aus ihrem Küchenfenster direkt auf ein kleines Waldstück.

In diesem Sommer starb dann eine der beiden Katzen. Doch Steinekers legten weiter Futter aus. Einmal auch kleine Schweinefüße, die sie zu Sülze ausgekocht hatten, – ein Marder holte sich die guten Sachen jetzt. Als Steinekers eines Abends das tierische Schauspiel vom Fenster aus beobachteten, hielten sie plötzlich inne: „Da war ein fremdes Tier“, erzählt Jan Steinker. „Größer als eine Maus, kleiner als eine Ratte.“ Sie verscheuchten es. Was war das bloß?

Es tauchte in den nächsten Tagen und Wochen nicht mehr auf – bis Jan Steineker die Idee kam, es zu locken. Auf dem Balkon hängte er einen Kochtopf, gefüllt mit Haferflocken, Apfelstückchen und Eierplätzchen, auf. Und dann geschah es attsächlcih. Das geheimnisvolle Tier kam eines späten Abends zurück und holte sich die Köstlichkeiten. „das will ich forografieren“, sagte sich Jan Steineker, und verbrachte mit seiner Frau Abend um Abend an der geöffneten Balkontür, um das flinke und scheue Tier mit dem buschigen Schwanz zu beobachten.

Und dann gelang ihm, was nur wenigen gelingt: Er fotografierte den wendigen Vierbeiner, der mittlerweile immer zutraulicher geworden war und sich an dem wenige meter entfernt sitzendne Menschen nicht mehr störte. Als Jan Steineker seine Fotos dann mit Abbildungen in Büchern verglich, war klar: Es handelt sich tatsächlich um einen Siebenschläfer. Seit Ende Oktober ist er nun offenbar in seinen Winterschlaf gefallen und ward seitdem nicht mehr gesehen.