Dorsten. . Immer mehr ältere Menschen haben ein Suchtproblem. Diese bundesweite Beobachtung bestätigte jetzt Karl-Heinz Berse, Leiter der Suchtberatungsstelle der Caritas, im Sozialausschuss jetzt auch für Dorsten. In die Sitzung war er auf Antrag der SPD eingeladen worden.
Warum Berse im Sozial- und nicht im eigentlich zuständigen der Jugendhilfeausschuss berichten sollte, hatte SPD-Sprecher Jan Kolloczek zuvor genau mit den steigenden Zahlen begründet. Gleich wohl liegt der Schwerpunkt der Arbeit der Beratungsstelle nach wie vor bei der jüngeren Klientel.
Auch Probleme mit Medikamenten
Insgesamt 866 Menschen (darunter 146 Angehörige) suchten 2011 Hilfe in der Beratungsstelle, die auch für Haltern zuständig ist. 550 der Ratsuchenden kamen dabei aus Dorsten. Der größte Teil der Hilfesuchenden sind Männer (507 gegenüber 359 Frauen). Mit 393 von ihnen kam es 2011 nach ersten Gesprächen zu weiteren Kontakten. In die Gruppe der 40- bis 49-Jährigen fielen dabei 120 Patienten, in die der 50- bis 59-Jährigen 112. In der Ambulanten Behandlungsgruppe der Einrichtung sind sind von zehn Patienten fünf über 60 Jahre alt, drei davon sogar über 65 Jahre. Hauptproblem der Hilfesuchende ist der Alkohol.
Neben dem Alkohol sind aber auch Medikamente im Alter häufig ein Probleme, erklärt Berse. Dabei geht er von einer hohen Dunkelziffer aus, weil die Sucht lange unerkannt bleibe oder schamhaft verschwiegen werde.
Seine Erkenntnis nach fast 30 Jahren in der Suchtberatung ist, dass „an der Schnittstelle Alter - Verlust -Tod, viele anfangen zu trinken, die schon vorher ein problematisches Verhältnis zum Alkohol hatten.“ Viele Menschen vereinsamen im Alter, viele leiden auch an posttraumatischen Störungen als Folge von in den 50- und 60-er Jahren erlebter Gewalt oder als Spätfolge von Krieg und Vertreibung.
Ein weiteres Problem sieht Berse in der Zukunft auf die Gesellschaft zukommen: alternde Drogenabhängige nämlich. Alten- und Pflegeheime müssten darauf vorbereitet werden, in Zukunft häufiger mit suchtkranken Bewohnern zu tun zu haben, fordert Berse. Denn auch suchtkranke Senioren bräuchten eine Therapie.
Es reiche nicht zu fordern: „Opa darf keinen Alkohol!“ Manchmal könne die „Substitution mit dem Suchtmittel“ hilfreicher sein, so Berse. Soll heißen: „Opa“ bekommt, wenn seine Gesundheit es zulässt, auch im Pflegeheim mittags sein Bier und abends sein Bier, verbringt so seinen Lebensabend zufriedener und ist umgänglicher. Und man braucht keine Medikamente, um ihn ruhig stellen.