Lünen. . Der Journalist Horst Rieck hat Lüner Wurzeln. 1978 war er einer der Autoren von „Wir Kinder von Bahnhof Zoo“.
Horst Rieck raucht und zweifelt. „Riesige Bedeutung, na ja“, sagt er. Das aus Protokollen bestehende Buch „Wir Kinder von Bahnhof Zoo“ sei ein Zufallsprodukt gewesen. „Ich habe zwar geahnt, dass das Buch ins Schwarze treffen würde“, bilanziert Rieck, „aber solche Ausmaße, daran hat niemand gedacht“. Der Film lief beim Kinofest Lünen in der Kategorie „Extra Klassiker“, Rieck kehrte in seine alte Heimat Lünen zurück, um nach der Filmvorführung Fragen zu beantworten.
Die Auswirkungen des im Jahr 1978 erstmals erschienen Buchs „Christiane F. - Wir Kinder von Bahnhof Zoo“ sind groß: Es wurde weltweit über drei Millionen Mal verkauft und in 15 Sprachen übersetzt. Im Jahr 1981, als der gleichnamige Film in die Kinos kam, war es das meist verkaufte Buch Deutschlands. Für viele Jugendliche wurde es Schullektüre. Ganze Generationen kannten die Geschichte von der Drogenkarriere der Christiane F., die in den 70er-Jahren in Berlin als 13-Jährige dem Heroin verfiel und ihren Drogenkonsum mit Prostitution auf dem Kinderstrich am Bahnhof Zoo finanzierte.
Der Journalist Horst Rieck lernte Christiane F. als 16-Jährige kennen, bei einem Prozess vor einem Berliner Amtsgericht und bat sie um ein Interview. Aus einem Interview wurden lange Gespräche – aus den Tonbandprotokollen machte Rieck gemeinsam mit dem Journalisten Kai Hermann das Buch, dem auch noch Protokolle von Gesprächen mit Christianes Mutter, Pädagogen und Polizisten so wie Auszüge aus Gerichtsschriften beigefügt wurden.
Eine wunderbare Erzählerin
„Christiane war eine wunderbare Erzählerin, die druckreif gesprochen hat“, schwärmt Rieck, der seine ersten journalistischen Erfahrungen nicht in Berlin, sondern in Lünen bei der Westfälischen Rundschau gesammelt hat. Seine Eltern hatten, als er „15 oder 16 Jahre alt“ war, den Lüner Hof übernommen. Rieck machte eine Lehre als Feinmechaniker in Dortmund-Aplerbeck und schrieb neben seiner Lehre für die Lokalredaktion der WR.
Mit „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“ vertritt der Reporter Rieck, der auch für Magazine wie Stern und Spiegel schrieb, hohe journalistische Ansprüche. „Es ist ja im Grunde genommen ein Buch, das gesellschaftliche Zustände schildert, über die bis zu dem Zeitpunkt wenig oder gar nichts bekannt war, also, wenn man so will, ein Stück Aufklärung“. Und das sei ja die grundlegende Aufgabe des Journalismus. Egal, ob in Lünen oder Berlin.