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Marko Schucht hatte seine Starternummer schon in der Hand. Als Läufer 47 846 wollte er den New-York-Marathon absolvieren. Doch dann, kurz vor dem Rennen, kam die Absage. Doch da war Marko Schucht bereits in New York.

Im April hatte Marko Schucht mit dem Training begonnen. 186 Stunden verbrachte er in Vorbereitung auf der Straße: „Wenn man da eine Ehefrau hat, die die Vorbereitungen nicht mitträgt, hat man ein Problem.“ Doch Ehefrau Iris hatte Verständnis für ihren laufbegeisterten Mann, so dass er am 1. November in Düsseldorf einen Flieger nach New York besteigen konnte. Zuvor hatte der Vater zweier Kinder seinem Sohn Justus (3) noch versprechen müssen, eine Medaille mitzubringen.

186 Stunden trainiert

Der Holzwickeder Marko Schucht wollte den New York Marathon laufen
Der Holzwickeder Marko Schucht wollte den New York Marathon laufen © privat

Dass Hurrikan Sandy kurz zuvor schwere Schäden in der Stadt verursacht und zahlreiche Todesopfer gefordert hat, war Schucht bei seiner Anreise bewusst. „Ich habe dennoch nicht gezögert, in den Flieger zu steigen.“ Schließlich sei der Marathon, der immer am ersten November-Wochenende ausgerichtet wird, nicht einmal nach dem 11. September abgesagt worden. „Zudem hat der New Yorker Bürgermeister zwei Tage vor dem Marathon noch bekräftigt, dass er stattfinden werde.“

In New York angekommen bezog Marko Schucht zunächst sein Hotelzimmer an der 57. Straße in Manhatten. „Dort lief das Leben ganz normal weiter“, berichtet Schucht. „Am Freitag vor dem Marathon bin ich dann losgefahren und habe mir meine Starternummer geholt.“ Es starten knapp 50 000 Menschen in New York, die müssen alle mit Nummern versorgt und erfasst werden. „Dazu kommen noch einmal 2,5 Millionen erwartete Besucher an der Strecke. Wie die das organisiert haben, war wirklich klasse“, lobt Schucht.

Mit der Starternummer in der Hand ging es zurück zum Hotel. „In der Lobby herrschte dann eine ganz komische Stimmung“, erinnert sich Schucht. Die Aufregung sei beinahe greifbar gewesen. Im Aufzug auf dem Weg zum Zimmer dann die Gewissheit: Der New-York-Marathon wurde abgesagt. 35 Stunden vor dem Start.

„Ich war natürlich zunächst tief enttäuscht“, gibt Marko Schucht ehrlich zu. Schließlich wollte er sich in New York einen Lebenstraum erfüllen. Bereits als Student hatte sich Schucht in die Stadt verliebt. Während seiner Zeit an der Fachhochschule Gelsenkirchen nutzte der Wirtschaftsjurist mehrfach die Chance, an Projekten der UNO in New York teilzunehmen: „Dort haben sich Studierende aus der ganzen Welt getroffen und ein Modell der UNO simuliert.“ Gern denkt Schucht an die Zeit zurück. „Im März bin ich 40 geworden, da hab’ ich gedacht – jetzt, oder nie.“ Das Lauftraining begann.

Gebraucht hat er es durch die Absage nicht. Mit einigem Abstand kann er die Entscheidung verstehen: „Auch wenn ich erst enttäuscht war, denn die Strecke durch fünf New Yorker Stadtbezirke war frei.“ Weiter südlich, am „unteren Zipfel“ Manhattans, habe sich ein anderes Bild gezeigt: Kein Strom und Markierungen, wie hoch das Wasser gestanden hat. „Und wenn man dann sieht, dass einige Menschen alles verloren haben, versteht man die Entscheidung.“

Überraschung für Sohn Justus

Am Tag der amerikanischen Präsidentschaftswahl, 6. November, flog er zurück nach Deutschland. Zwar konnte Schucht beim Marathon nicht starten, sein Versprechen gegenüber Sohn Justus aber dennoch halten: „Die Veranstalter hatten die Finisher-Medaillen, die jeder Läufer bekommt, der das Ziel erreicht, bereits anfertigen lassen“, sagt Schucht. Jeder Läufer habe als kleine Entschädigung eine dieser Medaillen erhalten. „Und jetzt hat mein Sohn eine Medaille von einem Marathon, der nie stattgefunden hat.“