Lüdenscheid. .

„Juden und Christen sind wie Geschwister, die dachten, sie könnten sich nie wieder in die Augen sehen“, sagte gestern Pfarrerin Katharina Thimm, Schulreferentin des evangelischen Kirchenkreises, bei der Eröffnung der Ausstellung „DU gehst MICH an“ im Bürgerforum des Rathauses.

Rabbinische Geschichte

Katharina Thimm, die gemeinsam mit Hella Goldbach von der „Gesellschaft jüdisch-christliche Zusammenarbeit“ die Ausstellung nach Lüdenscheid geholt hat, erinnerte daran, dass sie 2008 in der Synagoge Gelsenkirchen erstmals gezeigt wurde – in dem Jahr, als sich die Reichspogromnacht zum 70. Mal jährte.

Die rabbinische Geschichte steht programmatisch am Anfang der Wanderausstellung, die den Untertitel „Juden und Christen in Westfalen auf dem Weg zu einem neuen Verhältnis“ trägt.

Katharina Thimm freute sich sehr über das junge Publikum, das den Weg in das Bürgerforum des Rathauses gefunden hat. „Wir haben gedacht, zwanzig Stühle reichen. Es ist sehr schön, dass sie nicht reichten.“

Für die Stadt sprach Bürgermeister Dieter Dzewas die Grußworte und lobte das interreligiöse Klima in Lüdenscheid. Er betonte, dass die Stadt auf einem guten Weg sei.

Superintendent Klaus Majoress erinnerte daran, dass die jüdische Geschichte auch zu Lüdenscheid gehört. Solche Ausstellungen seien ein Impuls, sich wieder wie Brüder und Schwestern zu sehen.

Von der jüdischen Gemeinde Hagen war Hagay Feldheim nach Lüdenscheid gekommen. Er stimmte mit den Besuchern ein Lied an: „Hewenu shalom alejchem“.

Bis 14. November

Die Ausstellung, die bis zum 14. November im Bürgerforum zu sehen ist, lädt im ersten Teil zur Begegnung und zum Kennenlernen des jüdischen Lebens heute in Westfalen-Lippe ein. So erfährt man beispielsweise, dass 1962 nur 1061 Juden in Westfalen lebten, 2007 waren es 7176. 1932 waren es noch 25 000 Menschen jüdischen Glaubens, die hier lebten.

Der zweite Teil wendet den Blick in die Vergangenheit. In einem Überblick wird der Schoah (ein anderer Begriff für Holocaust) und einiger ihrer Ursachen nachgegangen. Die Kenntnis dieser Geschichte und der Umgang mit ihr bilden den Hintergrund jeder Begegnung zwischen Juden und Christen.

Im dritten Teil stellt die Ausstellung den Prozess und die theologischen Erkenntnisse des Lernens aus dem Dialog mit dem Judentum dar.

Der vierte Teil beschäftigt sich mit den Perspektiven, die die beiden Religionen haben.

Adressaten der Ausstellung sind vor allem Schulklassen, Gemeinde- und Konfirmandengruppen, aber auch interessierte Lüdenscheider.