Methler.
Zwei Einsatzkräfte eines Rettungswagens (RTW) und ein zweiköpfiges Notarztteam haben am Samstagvormittag eine vierköpfige Familie – Vater, Mutter und zwei Kinder – in Methler unter Einsatz des eigenen Lebens vor dem Erstickungstod bewahrt.
Weil alle Familienmitglieder gleichzeitig über Schwindelgefühle und Unwohlsein klagten, hatten sie selbst noch telefonisch über die Notrufnummer „112“ die Rettungsleitstelle verständigt. Hier ging man zunächst von einer möglicherweise durch Viren verursachten ansteckenden Krankheit als Ursache aus. Doch schon an der Eingangstür des Mehrfamilienhauses in der Einsteinstraße schlugen die an der Spezialkleidung der Rettungskräfte mitgeführten Kohlenmonoxid-Warner (CO-Melder) an. Darauf hin wurde auch die Feuerwehr verständigt und weitere vier RTWs angefordert.
Ohne Rücksicht auf eigene gesundheitliche Schäden betraten die vier anwesenden Retter dennoch ohne Atemschutz das Haus, hielten die Luft an und holten die vierköpfige Familie aus ihrer Wohnung im Erdgeschoss.
„Viel länger hätte sich die Familie nicht mehr in dem Haus aufhalten dürfen, dann wäre es möglicherweise zu spät gewesen“, sagte Kamens Feuerwehrchef Rainer Balkenhoff später. Bei der Rettung waren alle Familienmitglieder noch ansprechbar, wobei die Mutter es ohne fremde Hilfe gar nicht mehr selbst aus ihrer Wohnung geschafft hätte. Alle vier wurden ins Krankenhaus nach Hamm gebracht und dort intensivmedizinisch einer Überdruck-Sauerstoffbehandlung unterzogen. Die Familie ist außer Lebensgefahr.
Derweil ging nach der eigentlichen Rettung der gut zweistündige Großeinsatz der Feuerwehr weiter. 35 Mitarbeiter beider Kamener Löschzüge und Spezialgerät wurden eingesetzt. Gewaltsam verschaffte sich die Feuerwehr, jetzt unter Atemschutz, Zugang zu den beiden Wohnungen in den höheren Geschossen, weil sich dort niemand meldete. Wie sich zeigte, waren die Bewohner einfach nicht zu Hause. CO-Messungen im ganzen Haus ergaben vor allem im Keller und im Erdgeschoss alarmierende Grenzwertüberschreitungen. Als Quelle wurde der im Keller befindliche Gasbrennwertkessel identifiziert. Heizungsanlage und Gas wurden komplett abgeschaltet. Das ganze Haus anschließend durchlüftet. Im Keller wurde das durch unsaubere Verbrennung in der Gastherme entstandene Kohlenmonoxid mit Absauggerät und Ventilatoren weitgehend beseitigt.
Armin Gartmann, stellvertretender Feuerwehrchef und Bezirksschornsteinfegermeister, betonte vor dem Hintergrund dieses „dramatischen Einsatzes“ gestern noch einmal ausdrücklich, wie überlebenswichtig die regelmäßige Wartung solcher Gasthermen ist. Vor allem aber warb er für die Anschaffung von Rauch- und Gasmeldern.