Lünen. .
Einen informativen Auftakt hat die Verhandlung gegen den ehemaligen Präsidenten eines Lüner Rockerclubs geboten. Vor dem Dortmunder Landgericht beschrieben drei Zeugen – ein Club-Mitglied, ein Drogenhändler und ein Polizist – die angeblichen Drogen-Geschäfte des Angeklagten.
Gefasst wurde der Angeklagte am 2. Mai, als er mit Drogen im Gepäck die niederländisch-deutsche Grenze überquerte. Ins Blickfeld der Polizei rückte der 41-Jährige schon früher durch einen anonymen Anruf bei der Polizei. Ein Observationsteam hatte ihn darauf zwischen Februar 2012 und der Festnahme im Mai unter die Lupe genommen, unter anderem per Telefonüberwachung und Peilsender am Auto des Angeklagten. Drei Monate lang beobachteten die Ermittler mehrere Fahrten des Angeklagten und von Kurieren, die er beauftragt haben soll. Zusammengefasst wirft ihm die Staatsanwaltschaft Schmuggel und Handel mit 18 Kilogramm Haschisch und 400 Gramm Kokain vor.
Anschuldigungen, die der Angeklagte über seinen Verteidiger gestern größtenteils zugegeben hat, lediglich mit 200 Gramm Kokain habe er nichts zu tun.
Ein bereits verurteilter Händler, der dem Angeklagten zehn Mal bis zu zwei Kilogramm Haschisch abgenommen haben soll, gab einen Einblick in die angeblichen Geschäfte. Unter anderem berichtete er als Zeuge davon, wie verklausuliert die Geschäfte über die Bühne gegangen sein. Am Telefon redeten sie von „halben Hähnchen“ und „Hasenbraten“. Die meisten Deals sollen in der Wohnung des Angeklagten vonstatten gegangen sein, aber auch im Clubhaus der Rocker sei gehandelt worden.
Was dort passiert sei, berichtete der zweite Angeklagte, ein ehemaliges Clubmitglied. Er sei als Anfänger, als ein sogenannter Prospect, Teil der Rocker geworden. Ob er am Ende eine hohe Stellung im Club gehabt habe, konnte er nicht sagen. Der Angeklagte stellte ihn in dieser Hinsicht als Lügner dar. Eindeutig will er aber noch wissen, welche Rolle der Angeklagte in der Lüner Drogenszene einnehmen wollte: Er habe verkündet, dass jedes Drogengeschäft nur noch über die Rocker zu laufen habe.
Auch die Persönlichkeit des Ex-Präsidenten spielte ein Rolle. Der erste Zeuge beschrieb, dass der Angeklagte zwar lauter werden würde, wenn jemand nicht zahlen könnte. Es sei aber bei verbalen Drohungen und Strafzahlungen geblieben. Der zweite Zeuge berichtete zudem, dass der ehemalige Rocker-Präsident ein Mitglied, das den Club wechseln wollte, schwer verprügelt haben soll. Außerdem habe der Angeklagte vermehrt Kokain konsumiert. Auf die Frage, ob er abhängig sei, sagte der: „Man selbst sieht es ja meist nie.“ Die Verhandlung wird fortgesetzt.