Unna. .

Dass Christa Sommerer das Laufen noch schwer fällt, ist nicht zu übersehen. Gemeinsam mit Ergotherapeutin Bärbel Köppel und Therapiehund Bruno arbeitet sie an Schrittfolge und -größe. „Das Gangbild“, so die Therapeutin, „muss noch sicherer werden.“

Was für die heute 61-Jährige einmal selbstverständlich war hat ein Schlaganfall zunichte gemacht. Krankenhaus, zwei Aufenthalte in Rehakliniken und jetzt die ambulante Therapie in der Unnaer Praxis sollen für ein höheres Selbstwertgefühl und eine bessere Beweglichkeit bei der Schlaganfallpatientin sorgen. „Vor einem Jahr ging noch gar nichts. Da war für meine Frau das Laufen mit dem Rollator noch eine Tortur. Im letzten Urlaub konnte sie schon eine halbe Stunde am Strand und in den Dünen spazieren gehen“, lobt ihr Mann Peter. Doch der Unnaer hält vor den in der Praxis versammelten Mitgliedern und Initiatoren des Netzwerkes „Gemeinsam gegen Schlaganfall“ nicht mit Kritik zurück. „Der alarmierte Arzt hat überhaupt nicht erkannt, dass meine Frau einen Schlaganfall erlitten hat. Es sei alles in Ordnung, hat er gesagt, und ist wieder gefahren. So kam sie erst am folgenden Tag ins Evangelische Krankenhaus.“

„Viel zu spät“, kommentierte Dr. Iris Adelt, leitende Oberärztin an der Neurologischen Klinik in Lünen, den Vorfall. Denn nur in den ersten viereinhalb Stunden nach einem Schlaganfall sei eine wirksame Akutbehandlung in der Klinik möglich. Aber die Expertin weiß auch, dass die Symptome beim Schlaganfall „bunt sind“. „Wir müssen alle für dieses Thema sensibilisieren, unsere Kollegen ebenso wie die gesunden Bürger und die bereits betroffenen Menschen.“

Wie Norbert Hahn, Gesundheitsdezernent des Kreises Unna, erläuterte, sei der weltweite Tag des Schlaganfalls am 29. Oktober ein guter Anlass, um die wichtige Arbeit des bereits 2011 gegründeten Netzwerks „Gemeinsam gegen den Schlaganfall“ vorzustellen. Mittlerweile arbeiten darin 90 Akteure aus dem gesamten Kreisgebiet mit, darunter Ärzte, Apotheker, Physiotherapeuten, Krankenkassen, Ergotherapeuten und Selbsthilfegruppen. Wie Amtsarzt Dr. Bernhard Jungnitz versicherte, arbeite das Netzwerk ständig an der wichtigen Verzahnung und nicht zuletzt an einer umfassenden Information der Öffentlichkeit über diese tückische Krankheit. Aktuell weisen jetzt Plakate und im kommenden Jahr auch Informationen auf Bussen auf die wichtigsten Symptome bei einem Schlaganfall hin. So können Sprachstörungen, Lähmungen, starke Kopfschmerzen oder ein Schwindelgefühl auf einen Schlaganfall hinweisen. „Im Vergleich zu einem Herzinfarkt, bei dem die Patienten starke Schmerzen verspüren, können die Schlaganfallsymptome auch wieder nachlassen“, warnt Dr. Iris Adelt vor einer Verharmlosung. Daher wird auf den Plakaten, die mit finanzieller Unterstützung der AOK-Unna gedruckt wurden, deutlich darauf hingewiesen, dass die Rettungskräfte auch im Zweifelsfall alarmiert werden sollten.

Wolfgang Röller von der AOK: „Das kostet zwar bei einem Fehlalarm auch Geld, aber lange nicht so viel, wie die mühsame und zeitaufwendige Behandlung eines Schlaganfallpatienten, der sich aus welchen Gründen auch immer viel zu spät in ärztliche Behandlung begeben hat.“