Bergkamen. Der Krimi-Autor Wolfgang Kaes war an der Auflösung eines 16 Jahre zurückliegenden Todesfalls beteiligt gewerden. Wie es dazu kam, erzählte er in der „Politischen Nacht“ im großen Ratssaal.
Nein, die Welt könne der Krimi-Autor nicht verändern. Wenn es im aber gelinge, den Leser für ein Problem zu interessieren und ihn dabei noch gut zu unterhalten, dann habe er viel erreicht.
Wolfgang Kaes, der dies am Dienstagabend den Besuchern der großen „Politischen Nacht“ des Krimi-Festivals „Mord am Hellweg“ im Bergkamener Ratstrakt erklärte, hat aber noch ein bisschen mehr erreicht. In seinem Hauptberuf als Chefreporter des Bonner General-Anzeiger trug er durch seine Recherche dazu bei, dass 16 Jahre nach dem Verschwinden einer Frau im Frühjahr 2012 ihre Ehemann wegen Totschlags von der Polizei verhaftet wurde.
Wirtschaft im Blickpunkt
Mit solch einer realen Aufklärungsarbeit könnten sich wenige Krimi-Schriftsteller rühmen, lobte der Literaturexperte und Moderator der Kriminacht Wolfgang Herles. Der musste allerdings schnell feststellen, dass die drei Autoren, neben Kaes stellten Horst Eckert und Utz Claassen ihre neuen Romane vor, weniger die Politik, dafür aber die Machenschaften in Wirtschaftskreisen und in der Hochfinanz ins Visier genommen haben.
„Das Gesetz der Gier“ nimmt sich die Modeindustrie vor. Für die Herstellung teurer Designer-Jeans sterben in der Türkei Arbeiter in den Kellerfabriken – das ist die Ausgangslage der Geschichte, die Wolfgang Kaes jetzt selbst misstrauischer die Etiketten seiner Kleidungsstücke beäugeln lässt. „Meine Jeans wurde in Italien hergestellt. Vielleicht wurde aber dort auch nur das Etikett angenäht.“
„Der schwarze Schwan“ ist der Titel von Horst Eckerts elften Krimi. Seine Spezialität sind Polizeiromane, in denen die Ermittler nie als die glänzenden Helden daherkommen. Sie sind selbst in den Fall, den sie aufklären sollen, verwickelt und bewegen sich immer wieder jenseits aller Dienstvorschriften. Dass Eckert dem „Mord am Hellweg“-Publikum Szenen präsentierte vorlas, in denen der fiktive Bundestagsabgeordnete Mierscheid eine Hauptrolle spielt, ist wohl dem Titel der Veranstaltung „Politische Nacht“ geschuldet.
Wie er es denn mache, Fakten in seine Romane einzuführen, wollte Wolfgang Herles, der sonst auf dem „Blauen Sofa“ beim ZDF sitzt. Zu erklären gibt es beim „Schwarzen Schwan“ genug, schließlich hat sich der in Düsseldorf lebende Autor den Zusammenbruch von Banken und die Finanzkrise zum Thema gemacht.
Claassen will weiter schreiben
„Ich schraube den Spannungsbogen so hoch, dass der Leser einfach weiterlesen muss“, erläuterte er eins seiner Rezepte. Herles fragte nicht ohne Grund. Vorher hatte Utz Claassen einige Passagen seines Roman-Debüts „Atomtod“ vorgelesen, unter anderem die Darstellung einer Gastankerkatastrophe in der Straße von Malakka. Claassen erklärt genau, wie so etwas rein theoretisch passieren kann. Ob sich daran ein Krimifreund erbauen kann, muss bezweifelt werden.
Dieses Buch hat trotzdem zahlreiche begeisterte Freunde gefunden. Der schreibende Industriemanager sieht sich durch die Verkaufszahlen ermutigt, weitere Romane folgen zu lassen.
Erstmals hat die Festivalleitung von Mord am Hellweg dem Politkrimi oder besser gesagt: den Wirtschaftskrimi in den Mittelpunkt einer großen Einzelveranstaltung gestellt. Das Experiment ist gelungen.
http://www.spiegel.de/video/mordfall-trudel-ulmen-nach-16-jahren-aufgeklaert-video-1196276.html