Unna. .
Für Dr. Thomas Huth, Geschäftsführer des Gesundheitsnetzwerkes Unna, könnte die Praxisgebühr schon heute ersatzlos gestrichen werden. FDP und CDU streiten in Berlin darüber, ob die zehn Euro „Eintrittsgeld“ pro Quartal für die Arztpraxen gestrichen werden sollen. Die Liberalen sind dafür, die CDU mit bröckelnder Front weiter dagegen.
Nicht nur, dass die Gebühr den Mitarbeitern in den Arztpraxen jede Menge zusätzliche Arbeit beschert. Huth hält die Gebühr schlichtweg für ungerecht: „Einem gut verdienenden Patienten tun die zehn Euro nicht weh. Für jemanden mit einer schmalen Rente ist es viel Geld.“ Er habe in seiner Praxis Fälle erlebt, bei denen Menschen kurz vor Quartalsende zwei Wochen warten, ehe sie sich ihr erforderliches Medikament neu verschreiben lassen, um die zehn Euro zu sparen, sagt der Geschäftsführer des Netzwerkes, dem fast 90 Mediziner aus dem Kreis angehören.
Höheres Arbeitsaufkommen
Die Gebühr wurde eigentlich als Steuerungsinstrument eingeführt, damit die Menschen nicht dauernd zum Arzt laufen. „Das hat nicht funktioniert.“ Eine niedrigere Patientenfrequenz könne er in seiner Praxis jedenfalls nicht feststellen.
Dafür aber ein höheres Arbeitsaufkommen bei seinen Mitarbeitern an der Anmeldung. Pro Quartal müssten die zwischen 50 und 70 Patienten kontaktieren, die ihre Gebühr noch entrichten müssten. „Wir müssen ein Kassenbuch führen und natürlich Muschelgeld vorrätig haben.“ Und Quittungen seien auch noch auszustellen. Die Ärzte seien Eintreiber für die Kassen, ohne selbst etwas von der Gebühr zu haben.
Zwei Milliarden Euro
Wolle man die Praxisgebühr beibehalten, sei es die einfachste Lösung, sie direkt von den Kassen einziehen zu lassen. „Nur, das ist unpopulär, weil es einer versteckten Beitragserhöhung gleichkommt“, sagt der Mediziner.
Pro Jahr nehmen die gesetzlichen Krankenkassen im Land rund zwei Milliarden Euro durch die Praxisgebühr ein.