Menden/Märkischer Kreis. .

Am Anfang liegt meist irgendwo eine Leiche. Oder es kommt jemand zu Tode. Die Polizei rückt an, ermittelt, findet, verhört und verhaftet. So funktionieren Krimis. Der Stoff aus dem Kathrin Heinrichs neue Kurzkrimis gewebt sind, ist ganz anders. Es sind mehr Kurzgeschichten, hochspannend, amüsant und natürlich immer irgendwie auch Krimi.

„Um die Ecke gebracht“ – das ist kurzweiliger Lesestoff aus dem „Sauerland und anderen Regionen in zwölf Kurzkrimis“, so der Untertitel. Die Episoden spielen genau dort: gleich um die Ecke, wie man es von Kathrin Heinrichs gewohnt ist. In Sanksussi (wer weiß schon, wie der Flecken wirklich ausgesprochen wird) zum Beispiel. Genau an der Biegung der B229 zwischen Balve und Beckum. In dem markanten Fachwerkhaus, das jahrzehntelang als Haus Sanssouci gut-bürgerliche Küche feilbot, spielt die Titelstory um eine Senioren-Wohngemeinschaft. Lenchen ist ein bisschen gaga, Herr Schlockmann ärgert sich über Karnickelküttel im Garten und wird aktiv — und dann ultimativ passiv.

Die Story ist schnell gelesen, im Bus zur Arbeit oder beim Kaffee am Nachmittag. Sie ist ebenso skurril wie überraschend. Der Name der Wohngemeinschaft scheint Programm, den Protagonisten in Fleisch und Blut übergegangen zu sein: „Ohne Sorge“ – und das wollen sie auch bleiben, als sie gemeinschaftlich die Spuren eines ebenso blutigen wie unvorhersehbaren Affektes verwischen. Da wird ein gewaltsam „gefallener“ Engel von Metalldieben auf dem „Highway to Hellefeld“ ins Off transportiert. Und die Kyrillnacht hätte die perfekte Tarnung für einen Mord in Kierspe sein können, hätten nicht die Feuerwehrkameraden beim nächtlichen Einsatz im Wald die nicht vorhandenen Spuren richtig gedeutet...

Alltägliche Figuren

Auf die detaillierten Schilderungen der Delikte wartet der Leser allerdings vergeblich. Und die Ermittler haben offenbar besseres zu tun, als in Kathrin Heinrichs Kurzkrimis eine wichtige Rolle zu spielen. Der neue Band der Mendener Autorin könnte auch „Um die Ecke gedacht“ heißen.

Kurze Psychogramme von ebenso schrägen wie alltäglichen Figuren zeichnet die 42-Jährige. Wir begegnen diesen Typen an der Supermarktkasse bei der „Schnäppchenjagd in Iserlohn“, oder dem Pärchen in Menden, das so tief in der Spießerroutine feststeckt, dass das „ob“ keine Rolle mehr spielt. Es geht nur noch um die Frage, wer aus dem einstigen Eheversprechen Fakten macht: „Bis dass der Tod“...