Kamen. .

Massimo Aquilino ist ohnehin vom Schicksal gebeutelt. Im September 2003 war der bis dahin erfolgreiche Betreiber einer Gaststätte in der Innenstadt Opfer der Messerattacke eines auch noch zu Unrecht auf ihn eifersüchtigen Ehemannes. Seitdem klagt er trotz anerkannter Schwerbehinderung für eine Opferrente. Morgen zieht er wieder einmal vor Gericht, weil ihm nun auch die beiden Kinder entzogen werden.

Überraschende Wende

Rechtsanwalt Kaya Gercek räumt zweifach ein, dass er so etwas noch nicht erlebt hat. Das betrifft den fast zehnjährigen Kampf um Opferrente und Versorgungsbezüge, aber auch den Streit um das Sorge- und Umgangsrecht Aquilinos für seine zehn und 13 Jahre alten Kinder. Der Vater hat zwar das alleinige Sorgerecht, dagegen aber geht die Mutter an. Beide Kinder hat er seit acht Monaten nicht gesehen.

Ein Termin vor dem Oberlandesgericht im Februar brachte für den Vater - damals noch anders anwaltlich vertreten - eine Riesenüberraschung. Bis dahin hatten die Kinder dreieinhalb Jahre lang bei ihm gewohnt. Das Kamener Jugendamt hatte gerade erst bestätigt, dass die Kinder beim Vater bestens aufgehoben seien und sich dort wohl fühlten. Vor Gericht aber gab es auf einmal Druck. Der Richter habe ihm erklärt, wenn er nicht zustimme, dass die Kinder nun erst einmal zur Mutter kämen, sehe es schlecht für ihn aus. Aus Sorge, die Kinder gar nicht mehr zu sehen, stimmte Aquilino zu. Umgangsrecht wurde ihm gerichtlich bestätigt, in der Folge jedoch in der Praxis verweigert.

„Bis heute gibt es zu dieser Wende keinerlei Begründung“, zeigt sich Kaya Gercek ratlos. Ein Sprecher des Oberlandesgerichtes spricht von einem sehr, sehr schwierigen Sorgerechtsverfahren zwischen zwei sehr zerstrittenen Eltern. Das Verfahren umfasst alles, was ein Sorgerechtsstreit nur bieten kann mit Anordnungen, Vorwürfen und Einflussnahmen auf die Kinder. Mehrere Gutachten liegen vor, zum jüngsten auch eine Gegenexpertise eines namhaften Experten, der das Gutachten als „inhaltsleer“ bezeichnet.

Seitdem die Kinder bei der Mutter sind, wollen sie angeblich ihren Vater nicht mehr sehen. Vorher wollten sie offenbar oft nicht zur Mutter. Interkulturelle Gegensätze spielen auch noch hinein: Der Vater hat italienische Wurzeln, die Mutter türkische.

Die Kinder seien hoch belastet, so Gercek. „Mir geht es als Anwalt um ein formgerechtes Verfahren“, betont er. Um das durchzusetzen, will er notfalls vors Bundesgericht ziehen. Seinem Mandaten geht es um das Wohl seine Kinder. Dass ihm trotz Sorgerechtes der Umgang komplett verweigert wird, verstehen beide nicht.

Massimo Aquilino verweist darauf, dass er sich dreieinhalb Jahre lang mit aller Kraft um seine Kinder gekümmert hat und ihm das auch vom Jugendamt bescheinigt wird. Nun gehe es scheinbar darum, wer am meisten Druck macht, „wer am lautesten schreit“. Kaya Gercek fürchtet, dass hier auf Zeit gespielt werden könne. Schon jetzt argumentiere die Gegenseite damit, dass die Kinder nach so langer Trennung dem Vater entfremdet seien und das Sorgerecht daher der Mutter zuzuerkennen sei. Massimo Aquilino will kämpfen: „Es geht um meine Kinder“.