Hervest. .
Die Kinder der Albert-Schweitzer-Grundschule starten am Freitag zum Sponsorenlauf auf den Marktplatz. Sie wollen Geld sammeln für ganz normalen Schulbedarf, den die Stadt schon lange nicht mehr bezahlen kann. Eine Momentaufnahme aus dem Schulalltag.
Lehrerin Klaudia Heisig zeigt den Materialschrank in Klasse 4a: „Jetzt ist er voll. Darum steht er. Wenn er leer ist, fällt er um. Und die Tür geht auch nicht mehr zu.“ Das Möbel gegenüber in der 4b sieht nicht besser aus, wurde aber immerhin schon mal bunt gestrichen.
In der Albert-Schweitzer-Schule gibt es ungezählte Beispiele dafür, wie mit (zu) wenig Geld gegen Verschleiß und oft genug bescheidene neue Ansprüche nicht mehr anzukommen ist. Es dürfte an kaum einer Schule in der Pleitestadt Dorsten wesentlich anders sein.
Mit einem Sponsorenlauf zum Markt wollen die Hervester Grundschüler darum heute Geld sammeln. Nicht – wie so oft – für eine größere Anschaffung. Sondern für Kleinigkeiten. Den Wunschzettel hat das Kollegium gemeinsam mit den Kindern geschrieben, berichtet Lehrer Joachim Fuchs, der die Aktion mit vorbereitet hat.
„Das sind keine mutwilligenSchäden, das ist einfach Abnutzung“
Beim Rundgang mit der WAZ zeigen einige Kinder selbst, wo es klemmt. Denn die wackelnden Schränke sind nur ein Beispiel. Im Musikzimmer sind die Bespannungen einiger Trommeln geplatzt. „Das war nicht mutwillig, das ist einfach Abnutzung“, sagt Fuchs. In Klasse 1b hat ein guter Geist eine Regalkante schon mal mit Panzerband geflickt. Trotzdem gucken Splitter raus. In diesem Regal haben die Kinder ihre persönlichen Fächer.
Auch interessant
Im Sportschrank vor der Turnhalle liegen Softbälle, die aussehen, als hätte ein Rudel Katzen damit gespielt. Die werden noch benutzt? „Ja“, bestätigt Lehrer Fuchs. Und nach jedem Einsatz beschwert sich der Hausmeister über die rosa Schaumstoffkrümel in der Sporthalle. Im Fachhandel würde so ein Ball allenfalls 15 Euro kosten. Die Großgeräte in der Turnhalle – Kästen und Sprungböcke – sind noch die Erstausstattung, angeschafft um 1960. Auf der Wunschliste steht noch mehr: Ein CD-Spieler für den Musikunterricht, Fördermaterial für den Deutschunterricht, ein Drucker und ein Laminiergerät, Ersatz für uralte Computer in den Klassen, Experimente für Sachkunde.
Etwa 9000 Euro stehen der Schweitzer-Schule im Jahr zur Verfügung für all den Kleinkram, der im Schul- und Unterrichtsalltag anfällt. Der größte Teil der Summe ist gebunden: Für Bücher. Die Leasingrate für den Drucker. Telefonkosten. „Das ist ein ständiges Jonglieren“, sagt Schulleiterin Burgi Beste.
Der Stadt sind angesichts der Sparzwänge die Hände gebunden. In Grundschulen gibt es für diese kleinen Bedürfnisse 5,08 Euro pro Kind und Jahr plus 150 Euro pro Klasse, an weiterführenden Schulen 15,25 Euro pro Schüler (ohne Klassengeld). Größere Anschaffungen (über 60 Euro) müssen seit Jahren begründet und von den Finanzwächtern genehmigt werden.
Von ihrer Schule an der Glück-Auf-Straße werden die Kinder heute Morgen zum Marktplatz starten und zwischen 9.45 und 10.15 Uhr ankommen. Dort werden sie von Vizebürgermeister Heinz Denniger empfangen. Das ist Schulleiterin Beste wichtig. Die Kinder wollen zwar für ihre Schule laufen, wollen aber keineswegs ein Zeichen setzen gegen die Stadt. „Wir wissen, dass die Stadt ihr Bestes gibt, die Schulen zu unterstützen“, sagt die Rektorin.
Um nur die dringendsten Dinge abzuarbeiten, bräuchte die Schule 5000 Euro, schätzt Beste. Brauchen könnte sie noch mehr. Die Wunschliste endet mit drei Punkten . . .