Werdohl. .

Die kurzfristige Werdohler Meldeadresse eines notorischen Schwarzfahrers bescherte dem Altenaer Amtsgericht jetzt zum dritten Mal ein Verfahren wegen Erschleichens von Leistungen. Der 28-jährige Angeklagte fuhr kreuz und quer durch Deutschland – immer ohne Fahrschein. Jetzt will er in Werdohl sesshaft werden.

Leipzig, Bremen, Hannover oder Frankfurt – nur einige Ziele des zweifachen Vaters, der zuletzt mehr oder weniger auf der Straße lebte. Im Zeitraum zwischen Anfang Dezember 2011 und Anfang März gönnte sich der bereits umfangreich und einschlägig Vorbestrafte mindestens 13 Zugfahrten durch die deutschen Lande. Das Ticket „schenkte“ er sich konsequent. Bis zu dreimal wurde er dabei an einem Tag beim Schwarzfahren erwischt. Da er zur Tatzeit in Werdohl gemeldet war, landete der Fall auf dem Tisch des Altenaer Strafrichters Dirk Reckschmidt.

Bereits zweimal sollte die Sache verhandelt werden. Beim ersten Anlauf schwieg der Mann. So blieb dem Gericht nichts anderes übrig, als Kontrolleure aus dem gesamten Bundesgebiet zu laden. Dann, beim zweiten Versuch, tauchte der Angeklagte gar nicht erst auf. Um seine Anwesenheit bei der dritten Verhandlung zu gewährleisten, erging ein Haftbefehl. Die letzten Wochen vor dem aktuellen Termin verbrachte er hinter Gittern.

Betont lässig auf der Anklagebank

Betont lässig und mit einer ordentlichen Portion Trotz saß er jetzt auf der Anklagebank. Obwohl er sich gleichgültig gab, zeigte er sich wenigstens so klug, seine Schwarzfahrten einzuräumen. „Was soll ich sagen? Ich hatte kein Geld“, rechtfertigte er seine Taten. Das Gericht konnte die Zeugen, die die Nacht zuvor zum Teil wegen ihrer weiten Anreise in Altena verbringen mussten, ungehört entlassen.

Das Gericht setzte ein „Denkmal“, wie es der Vertreter der Staatsanwaltschaft formulierte: acht Monate Haft auf Bewährung inklusive 250 Sozialstunden.

„Ich hoffe, wir sehen uns hier nicht wieder“, appellierte Richter Dirk Reckschmidt an den 28-Jährigen. Offen blieb allerdings, wie der anschließend ohne einen Cent Geld in der Tasche in seine neue Wahlheimat Werdohl gelangte.