Schwerte. .
Auch wenn der Kreis der Erzieherinnen eher klein war, der Frust nimmt sich umso größer aus. Ein Fünfjähriges lässt nicht nach, Scherereien zu bereiten. Wenn es ein Kind aus ihrer Einrichtung wäre, wüssten die Frauen, wie sie damit umgehen sollen. Doch das KiBiz, das Kinderbildungsgesetz, Geburtsjahr 2007, stellt den Alltag auf den Kopf, war den Beiträgen der Erzieherinnen zu entnehmen, die mit dem Landtagsabgeordneten Hartmut Ganzke und dem jugendpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Wolfgang Jörg, diskutierten.
Man könne sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Rechtsanspruch für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren regelrecht durchgedrückt werde, hieß es. Wenn Vertreter des Landesjugendamt in den Einrichtungen seien, dann würde geschaut, wo man einen Spielplatz kleiner machen, eine Wickelkommode zusätzlich aufstellen könne, um auch alle Kinder unterbringen zu können. KiBiz stehe aber doch für Kinderbildungsgesetz. Wo bleibe da der Bildungsanspruch?
Die Mitarbeiterin einer anderen Kita empörte sich darüber, dass das Land per Gesetz ein Schlupfloch schaffen wolle: Um den Bedarf zu decken, sollen Gruppen einfach größer werden, beispielsweise von 20 auf 25. Zusätzliches Personal sei dann nicht erforderlich. Wolfgang Jörg widersprach: Eine Gesetzesänderung sei nicht vorgesehen. Die braucht man auch wohl nicht. Nach Worten von Jörg lässt das KiBiz auch jetzt schon Ausnahmen zu, wenn es mit den Zahlen nicht passen will.
Dass es mit finanziellen Beiträgen vorne und hinten nicht reicht, darauf hoben mehrere Erzieherinnen ab. Die so genannte Kopfpauschale, nach der sich die Zuschüsse für die Kindergärten bemessen, sei vollkommen untauglich, unterstrichen die Erzieherinnen. Der eigentliche Betreuungsaufwand bleibe bei der Berechnung außen vor. Weitere Folge: Es bleibe kein finanzieller Spielraum, um Vertretungen vernünftig zu organisieren. Man lebe von der Hand in den Mund. Angesichts der viel zu knappen Personaldecke sei es zudem kaum noch möglich, Mitarbeiterinnen zu schulen. Die KiBiz-Strukturen haben sogar zur Folge, dass nicht wenige Kolleginnen inzwischen Hauswirtschaftsdienste versehen müssen. Sie stehen am Tag eine Stunde noch mehr in der Küche. Dabei sei das Personal doch eigentlich pädagogisch geschult.
Überhaupt sei langfristige Planung kaum möglich. Jedes Jahr werde neu gerechnet, wie viel Stellen einer Kita zustehen. Erzieherinnen erhalten inzwischen nur noch Ein-Jahres-Verträge, so die Kritik.
Die Stichtagsregelung 1. März stößt auf Unverständnis. Hier denken die Erzieherinnen an die Eltern. Die müssen sich schon zu Jahresanfang festlegen, wie ihr Kind ab August betreut werden soll. „Gerade im Beruf kann sich bis dahin aber viel geändert haben“.