Altena. .
Wer mag diesen Löffel abgeben haben im Spätmittelalter auf Burg Altena? Egal: Archäologe Stefan Eismann hat das gut 70 Zentimeter lange Werkzeug gesichert. Bauarbeiter entdeckten das Gerät, festgeklemmt in der Mauer im Untergrund.
Wo in etwas über einem Jahr der Burgaufzug fahren soll, klafft erst eine 3,50 Meter tiefe Grube.
Bisher waren die Funde zumindest nicht überraschend. Seit zwei Wochen holen Till Lodemann und Daniel Kossack Eimer voll Knochen, unzählige Eisenteile und Haufen von Keramik aus dem Schutt unter dem Burgpflaster. Die Männer mit Schaufel und Eimer wechseln sich ab mit den Betonmischern, die den Schacht seitlich sichern.
Luxus im Mittelalter
Sie durchstießen eine Schicht mit Scherben voller Siegburger Steinzeug. Es handelte sich um hochwertige Importware, das Rosenthaler Porzellan des Spätmittelalters sozusagen. Stefan Eismann erkennt daran den gehobenen Lebensstandard auf Burg Altena. Auch eiserne Gürtelschnallen „im ziemlich üblen Zustand“, Pferdegeschirrteile und ein Reitersporn kamen ans Tageslicht. Auch letzterer ist ein klares Zeichen für den Stand der Bewohner. Eismann: „Ein einfacher Bauer hat seinem Gaul nicht die Sporen gegeben.“
Die Ausgräber durchstießen eine rot und schwarz gefärbte Brandschuttschicht mit Holzkohleresten und Asche. Dessen Auftauchen deckt sich mit alten Berichten über einen verheerenden Brand auf der Burg um das Jahr 1455.
In etwa 1,60 Meter Tiefe tauchte eine zweite Mauer auf, die parallel zur äußeren Steinschicht verläuft. Die Schießscharten in der Außenmauer deuten darauf hin, dass hier einst ein unterer Wehrgang verlief. In dieser Mauer entdeckten die Bauarbeiter das bisher größte Fundstück: einen eisernen Löffel mit Mörtelkruste.
Scherben aus der Gründerzeit
Zeitlich kann Eismann das Fundstück nicht einordnen. Diese Form war über viele Jahrhunderte im Gebrauch und diente möglicherweise dem Anmischen und Verteilen von Mörtel.
Seit dieser Woche stehen die Ausgräber „definitiv schon im Hochmittelalter“, erklärt der Ausgrabungsleiter. Die Schuttschichten des 12. Jahrhunderts liegen 3,50 Meter unter dem Pflaster und voller Scherben. Die graue Irdenware stamme sicher aus mutmaßlichen Gründungsepoche der Burg, erklärt Eismann mit Kennerblick.
Wenn die Burgbauherren vorgingen wie allgemein üblich, so errichteten sie zunächst die Mauern am Hang, verfüllten den Hohlraum, um oben drauf eine ebene Fläche zu schaffen. Ob vorher schon etwas hier stand? Stefan Eismann vermutet, dass die erste Burg oben an der Kluse stand. Dort sei der viel bessere Bauplatz gewesen. Doch vielleicht wollten die Burgherren die Täler kontrollieren und wählten deshalb den steilen Bauplatz.
Was dort jetzt gerade ans Tageslicht kommt, ist eher langweilig. Eismann will mit seinem Chef vom Landschaftsverband über den Einsatz von Maschinen sprechen. Interessant wird’s 2,5 Meter tiefer, ganz auf dem „gewachsenen Boden“. Das, so schätzt Eismann, dauert je nach Maschinenanteil zwei bis vier Wochen.