Unna/Werl. Die Täter scheuen selbst vor dem größten Risiko nicht zurück: Auf der Bahnstrecke zwischen Unna und Werl haben Diebe über eine Strecke von 13 Kilometern Ankerseile abgebaut. Dabei stehen die Kabel unter einer Spannung von 15 000 Volt. Die Auswirkungen des Diebstahls merken die Fahrgäste noch immer.

. Die Täter müssen die ganze Nacht durchgearbeitet haben. Denn das Abmontieren von Buntmetall über eine Strecke von insgesamt 13 Kilometern dauert eine ganze Weile. Und dennoch hat niemand etwas bemerkt, als sich die Diebe in der Nacht zu Mittwoch ans Werk machten. Erst am nächsten Tag, bei Tageslicht, fiel einem Zugführer auf, dass die Oberseile verdächtig schlaff herunterhingen. Die Diebe hatten auf der Bahnstrecke zwischen Unna und Werl an insgesamt acht Stellen Festpunktankerseile abgebaut und mitgehen lassen. Diese dienen dazu, den Fahrdraht zu stabilisieren. Fehlen sie, ist die Sicherheit des Zugverkehrs nicht mehr gewährleistet.

Die Konsequenzen spüren Fahrgäste der Bahn bis heute. Das Gleis Richtung Soest wurde gesperrt, der Eurobahn-Zug RB59 umgeleitet. Erst gestern in den frühen Morgenstunden konnte die Sperrung teilweise wieder aufgehoben werden, Richtung Unna dürfen Züge derzeit allerdings nur mit höchstens 80 Stundenkilometer fahren. Zurzeit ist die Deutsche Bahn weiterhin damit beschäftigt, den Schaden zu reparieren. Der bewegt sich allein beim Metall auf rund 15 000 Euro. Hinzu kommen die Kosten, die durch Sperrungen, Umleitungen und Ersatzverkehre entstehen.

Wie genau die Täter es geschafft haben, die Ankerseile abzubauen, wie sie von Punkt zu Punkt gekommen sind, warum sie niemand bemerkt hat und wie lange sie für ihre „Arbeit“ gebraucht haben, weiß die Polizei nicht. Nur eines ist sicher: Die Täter haben ihr Leben aufs Spiel gesetzt.

Kein Einzelfall

„15 000 Volt fließen durch die Leitungen und selbst bei den Nebensträngen sind es bis zu 8000 Volt“, sagt Wolfgang Amberge, Sprecher der Bundespolizei in Münster. Ein falscher Griff bedeutet den Tod. Der Diebstahl ist also ebenso dreist wie leichtsinnig – doch für die Polizei leider keine Überraschung. „Solche Taten sind leider kein Einzelfall mehr“, sagt Amberge. Auf der Suche nach wertvollem Buntmetall scheuen die Diebe mittlerweile selbst vor dem größten Risiko nicht mehr zurück.

Zeugen gesucht

Die Polizei sucht dringend Zeugen. Wer Hinweise geben kann, meldet sich unter 0800 6888000. Der Diebstahl ereignete sich zwischen Twiete, Unna und dem Bahnübergang Salinenring in Werl.