Wulfen. .

Sie reißen sich nicht direkt um sie. Aber jeder will sie unbedingt aufsetzen: Die Rausch-Brille. Ein rotes Ungetüm, dass da mitten im Gesicht prangt und eher an einen Tauchgang in der Tiefsee erinnert. Doch dieses voluminöse Gerät auf der Nase simuliert einen bestimmten Zustand. Den der Betrunkenheit, mit 1,4 Promille im Blut und nur noch sehr eingeschränktem Gesichtsfeld.

DreitägigeKampagne

Am Dienstag stieg für 180 Schülerinnen und Schüler der achten Klassen an der Gesamtschule Wulfen die Premiere für den dreitägigen „Alkoholparcours“ des Gesundheitsministeriums NRW. Den Startschuss für die Kampagne „Sucht hat immer eine Geschichte“ gab am Morgen der Landeskoordinator Armin Koeppe von der ginko-Stiftung für Prävention in Mülheim.

„Die Brille ist der absolute Renner. Die will sich jedes Kind aufsetzen“, sagt Koeppe mit einem Schmunzeln. Neben der Brille werden Gewichte an Armen und Beinen befestigt, die Schüler beginnen leicht zu torkeln.

Fünf Stationen umfasst der Alkoholparcours, den er mit seinen Mitarbeitern im Forum der Gesamtschule aufgebaut hat. Zwei Schulstunden sind für jede der sechs Klassen eingeplant.

„An den einzelnen Stationen lernen unsere Schüler verschiedene Aspekte der Alkoholthematik kennen, können sich aktiv beteiligen und erfahren sowohl etwas über die Gefahren des frühen als auch des übermäßigen Alkoholmissbraucvhs“, erklärt Hans Kratz, Leiter der Gesamtschule. Die Aktion, die noch bis Freitag läuft, wird in Kooperation mit der Drogenberatung Westvest aus Marl durchgeführt.

An der ersten Sation flimmert ein Comic-Streifen über den Flachbildschirm. Ein Junge gibt seine erste Party zu Hause, seine Eltern sind abwesend. Mit steigendem Alkoholkonsum läuft bei der Feier langsam aber sicher alles aus dem Ruder. Einige Jugendliche verlassen das Haus und zerkratzen in betrunkenem Zustand Autos.

Fragen werden gestellt: Haben sich die Eltern durch ihr Fehlen strafbar gemacht?Wer hat den Alkohol besorgt? Hat der Supermarkt um die Ecke Hochprozentiges an Minderjährige verkauft?

Eine weitere Station bietet Alternativen zum Alkohol bei einer Party an. Musik, Tanz, Süßigkeiten beispielsweise.

An einer anderen Station ist ein künstlicher, menschlicher Torso aufgebaut. Elf Organe sind ihm entnommen. Gleich neun von ihnen können bei übermäßigem Alkoholgenuss schwer geschädigt werden. So das Gehirn, die Leber. Die Schüler bauen sie ein.