Dorsten..
Dass psychisch Kranke in der Regel so lange auf eine Behandlung warten müssen, hat nach Ansicht des Dorsten er Dipl. Psychologen Robert Tenk mehrere Gründe: Zum einen fehlten Psychotherapeuten wie auch Psychologen in der Stadt, zum anderen gingen viele Menschen inzwischen offensiver mit ihrer Störung um - und kämen dementsprechend auch häufiger in die Praxis.
„Der zunehmende Druck in der Arbeitswelt, die Arbeitsbedingungen und auch das Zusammenspiel zwischen Privatem und Beruf lösen heute deutlich öfter Depressionen aus. Selbst Kinder und Jugendliche sind einem immer größer werdenden Druck in der Schule ausgesetzt“, versucht sich Robert Tenk in einer Erklärung der Ursachen. „Bei Kindern und Jugendlichen ist es aber auch so, dass Eltern und Lehrer stärker sensibilisiert sind und schneller reagieren. Die Eltern sind heute eher bereit, ihren Kindern helfen zu wollen.“
Nicht zuletzt die zwei Fälle von Depressionen aus der Sportwelt - Robert Enke und Ralf Rangnick -, die intensiv in der Öffentlichkeit diskutiert worden seien, hätten den Umgang beispielsweise mit Depressionen aus einer „Geheimschublade“ befreit.
Dabei sind es nicht nur Depressionen oder Angststörungen, die vorrangig die Fachleute beschäftigen: „Es ist eigentlich die ganze Bandbreite psychischer Erkrankungen“, sagt Tenk. „Ich kann auch nicht sagen, dass eine Altersgruppe dabei besonders hervorsticht.“
Anspruch auf eine Therapie haben alle Patienten. Ob kassenärztlich oder privat versichert. Die Krankenkasse zahlt unter der Voraussetzung, dass eine Indikation vorliegt. Die erstellt in der Regel der Hausarzt. Tenk: „Psychotherapie ist eine Regelleistung. Wie Blutdruck messen. Allerdings ist es eine Antragsleistung.“
Beantragt wird zunächst eine Kurzzeittherapie mit 25 Sitzungen. Tenk: „Und dabei leistet der Therapeut Hilfe zur Selbsthilfe.“ Soll heißen: Der Patient bekommt nicht ein perfektes Lösungskonzept vorgelegt, er bekommt keine Linderung auf Rezept, sondern er sucht gemeinsam mit dem Therapeuten nach Wegen aus seiner Krankheit heraus. Robert Tenk: „In der Regel reichen die 25 Sitzungen auch aus. Therapie soll ja kein Dauerbrenner sein.“ Natürlich, so betont der Psychologe, müssten „die Ziele, auf die hingesteuert wird, realistisch sein.“
Einmal wöchentlich treffen sich Therapeut und Patient zu Beginn, später wird die Zeit zwischen den Sitzungen nach und nach ausgedehnt.
Von einer Psychotherapie via Internet, wie sie beispielsweise in den Niederlanden schon angewendet wird, hält Robert Tenk wenig: „Ich glaube nicht, dass hier in Dorsten so etwas angeboten wird. Für mich ist auch der direkte Kontakt zwischen Patient und Therapeut wichtig.“