Los Angeles. . Tina Fey ist eine der erfolgreichsten Frauen im US-amerikanischen TV-Geschäft: Für ihre Serie “30 Rock“ ist sie mehrfach ausgezeichnet worden. Ein näherer Blick zeigt aber: Frauen wie Fey sind noch immer die große Ausnahme, obwohl die TV-Branche sich nach außen hin liberal gibt.

Auf den ersten Blick haben erfolgreiche Frauen das Fernsehgeschäft in den USA übernommen. Die Serien "Girls" und "New Girl" sind Quotenhits; die Schauspielerinnen und Autorinnen Tina Fey ("30 Rock"), Amy Poehler ("Parks and Recreation") und Lena Dunham ("Girls") haben große Karrieren hingelegt.

Und doch täuscht der Eindruck. Das Fernsehgeschäft bleibt auch nach sieben Jahrzehnten eine Männerdomäne. Dunham ist bei den Emmy Awards am Sonntag als Autorin, Regisseurin, Produzentin und Schauspielerin der Serie "Girls" nominiert. Fey, die für "30 Rock" schon in den Kategorien der besten Schauspielerin, Autorin und Regisseurin gewann, ist genau wie Poehler wieder mehrmals für ihre Arbeit vor und hinter der Kamera nominiert. Die Sendungen und die Frauen, die sie erschaffen, könnten ein Zeichen für Veränderungen sein. Im Moment bilden sie jedoch die Ausnahme von der Regel, wie aus Studien von Gewerkschaften und Universitäten hervorgeht.

"Diese Stadt ist immer noch ein Männerclub, auch wenn es mehr und mehr Chefinnen gibt", sagte Marta Kauffman, Urheberin und Produzentin der Erfolgsserie "Friends". Ihre Kollegin Jenji Kohan ("Weeds") erklärte, es gebe immer noch Vorstellungen über Autorinnen, die unfair seien. "Und es gibt viele Entscheidungsträger mit Mutterkomplexen. Das ist alles Betrug." In den Zahlen wird das Ausmaß des Ungleichgewichts deutlich.

Von den mehr als 2600 Serien-Episoden, die in der Saison 2010/2011 produziert wurden, führten in 88 Prozent der Fälle Männer Regie, wie die Vereinigung der amerikanischen Regisseure (DGA) herausfand. Die Gewerkschaft der Autoren im Film- und Fernsehgeschäft der USA (WGA) meldete, der Anteil der Frauen unter den Autoren verharre bei 28 Prozent - und habe sich damit seit 2007 nur geringfügig verändert.

Beim Film ist die Lage ähnlich: Nur 3,6 Prozent der Regisseure der erfolgreichsten 100 Filme aus dem Jahr 2009 und 13,5 Prozent der Autoren waren weiblich. Das fand die Annenberg School for Communication an der Universität von South Carolina heraus. Die Oscars werden schon seit 1929 vergeben, es dauerte jedoch bis 2010, bis eine Frau für die beste Regie ausgezeichnet wurde. Kathryn Bigelow nahm die Goldstatue für "Tödliches Kommando - The Hurt Locker" mit nach Hause.

Kathryn Bigelow ist die erste Frau, die einen Oscar gewann - strenggenommen sogar zwei: Einen als Regisseurin und einen weiteren als Produzentin von
Kathryn Bigelow ist die erste Frau, die einen Oscar gewann - strenggenommen sogar zwei: Einen als Regisseurin und einen weiteren als Produzentin von "The Hurt Locker". © AFP

Seit 1959 drei Frauen mit Regie-Emmys ausgezeichnet

Und auch die Emmy Awards am Sonntag bestätigen das Bild. Dunham ist in diesem Jahr die einzig nominierte Frau im Bereich Regie und das in allen Kategorien: Drama, Comedy, Miniserie und Show. Fünf Frauen sind als Autorinnen nominiert und einige weitere als Teil von Autoren-Teams für Sendung wie "The Daily Show" und "The Colbert Report". Seit 1959 erstmals Preise im Bereich Regie vergeben werden, gewannen drei Frauen die Auszeichnung: Betty Thomas 1993 für "Dream On", Karen Arthur 1985 für "Cagney und Lacey" und Mimi Leder 1995 für "ER". Bei den Autorenpreisen gingen immerhin 15 Statuen für Komödien und acht für Dramen an Frauen.

Regisseurinnen und Produzentinnen erfahren in ihrer alltäglichen Arbeit, wie es um das Bild der Frauen im Fernsehgeschäft steht. "Es ist eine frustrierende Sache, die Produzentin zu sein", sagte Kauffman, die "Friends" gemeinsam mit David Crane ausarbeitete und produzierte. "Ich habe eine ganze Liste von Geschichten, wie andere Frauen und ich in dem Prozess behandelt wurden." Oft sei es gut gewesen, einen männlichen Partner zu haben. So habe sie einfach weggehen können, "damit mein Kopf nicht explodiert". Die Einzelheiten spare sie sich für ihre Memoiren auf.

Hoffnungen richten sich auf neue Generation

Die langjährige Fernsehautorin Janis Hirsch berichtet von Zwischenfällen, wie sie eigentlich nur in veralteten Sitcoms vorkommen sollten. Einige Männer hätten Frauen vulgäre Titel gegeben, um ihre Macht zu untermauern. Andere hätten offen diskriminiert und zum Beispiel festgelegt, dass sie nur für Schauspielerinnen schreiben dürfe. "Man hat uns wörtlich gesagt 'Beschwer dich und du wirst nie wieder arbeiten'." Aber warum haben ausgerechnet in Hollywood die Frauen mit Vorurteilen zu kämpfen, einem Ort, der sich doch so gern als liberal präsentiert?

"Das wird von vielen, die etwas dagegen tun könnten, einfach nicht als Problem angesehen", erklärt Martha Lauzen von der Universität von San Diego. "Es wird viel geleugnet und bis sich das ändert, werde die Zahlen so bleiben." "Ich setze große Hoffnungen in diese neue Generation Frauen, weil sie keine Angst haben", sagte Hirsch. "Sie sehen nicht ein, warum sie Angst haben sollten oder warum sie sich mit Vergewaltigungswitzen im Büro abfinden sollten." (dapd)