Altena. .

„Helfen sie mit, dass so etwas nie wieder passiert.“ Bei seinen 70 Zuhörerinnen und Zuhörern stieß Carl-Heinz Kipper am Mittwoch auf offene Ohren. Der Iserlohner ist einer der wenigen Überlebenden des Holocaust. Er war auf Einladung des Arbeitskreises „Senioren“ der Gewerkschaft IG-Metall nach Altena gekommen, um über seine schrecklichen Erlebnisse während der NS-Zeit zu berichten. Kipper: „Es waren 16 Jahre, die mein ganzes Leben beeinflusst haben.“

„Gegen das Vergessen“ lautete das Thema, zu dem der Arbeitskreis der IG-Metall aus dem Lennetal in die Burg Holtzbrinck eingeladen hatte. Unter den zahlreichen Anwesenden der älteren Generation konnte Rüdiger Förste auch eine Reihe jüngerer Mitglieder der Gewerkschaft begrüßen. Sie alle hörten eine Stunde lang dem Bericht des Gastes aufmerksam zu. Es gab nicht einen, der von dem Schicksal des Iserlohners nicht tief bewegt gewesen ist.

„Ich bin ein stolzer deutscher Jude.“ Mit dieser Aussage begann der heute 86-jährige Carl-Heinz Kipper seinen Bericht. Als Sohn einer jüdischen Mutter und eines katholischen Vaters war er zunächst in der Iserlohner Pfarrkirche getauft, jedoch auch nach jüdischen Brauch beschnitten worden. In der Zeit des Nationalsozialismus galt er als sogenannter Halbjude. Dieser Status und ein glückliches Schicksal haben ihm letztlich vor dem Allerschlimmsten bewahrt.

Kipper wuchs zunächst als Kind eines Iserlohner Lampen-Fabrikanten mit einer älteren Schwester ganz normal auf, bis nach der Machtergreifung Hitlers aus dem kleinen Heiner ein „Jude“ wurde, mit dem niemand mehr spielen wollte. Dem begabten Schüler ist dann auch der Besuch des Gymnasiums verwehrt worden. Der Direktor der Schule damals: „Juden haben auf einem deutschen Gymnasium nichts zu suchen.“

Im Arbeitslager in Fulda überlebt

Durch den frühen Tod des Vaters und die sich zuspitzenden politischen Ereignisse wurde die Familie bald schutz- und mittellos. Als 13-Jähriger erlebte er an Ort und Stelle den Tag, als in der Nacht vom 9. zum 10. November die Synagoge in Iserlohn abbrannte und die Schaufensterscheiben der jüdischen Geschäfte eingeschlagen wurden. Während seine Mutter drei Jahre später nach Theresienstadt deportiert wurde, fand der junge Kipper zunächst im Haushalt einer Witwe in Iserlohn Aufnahme. In der Endphase des Krieges kam er als „Halbjude“ in ein Arbeitslager nach Fulda. „Von 64 Familienangehörigen haben nur wenige, darunter meine Mutter und ich, überlebt,“ schloss Carl-Heinz Kipper seinen ergreifenden Bericht.