Kessebüren. .

Ein schwerer Unfall an einem unbeschrankten Bahnübergang bei Kessebüren hat am Mittwochnachmittag eine Tote gefordert. Vermutlich hat die Frau den aus Fröndenberg kommenden Zug übersehen. Nach Ermittlungen der Polizei ist das Opfer eine 71-Jährige aus Unna, die alleine in einem Auto mit Dortmunder Kennzeichen unterwegs war.

Die Seniorin ist gegen 13.20 Uhr von der Fröndenberger Straße auf den Feldweg eingebogen, der mit den Gleisen kreuzt. Der Bahnübergang befindet sich etwa zehn Meter nach der Abzweigung, dahinter beginnt ein ungeteerter Weg. Das einspurige Gleis ist in jede Richtung rund 300 Meter gut einsehbar, danach kommen Kurven. Das Gleis hat weder Schranken noch Warnlichter. Auf die Gefahren weisen jedoch das Andreaskreuz und zwei Warndreiecke mit Zugsymbol hin.

Lokführer hupt zwei Mal

Die RB 54 fuhr gerade aus einer langgezogenen Linkskurve auf den Bahnübergang zu. Der Lokführer sagte bei der Polizei aus, dass er wie vorgeschrieben vor dem Übergang zwei akustische Signale gegeben hat. Danach sah er den VW Golf, der im Schritttempo die Gleise überquerte. Sofort zog er die Notbremse, um den Zug von den dort üblichen rund 60 Stundenkilometern herunterzubremsen. Trotzdem brachte er den tonnenschweren Zug nicht rechtzeitig zum Stehen: Der Zug erwischte das Auto der 71-Jährigen mittig.

Erst nach etwa 200 Metern kam der Zug mit zehn Fahrgästen zum Stehen. Um 13.22 Uhr lief die Unfallmeldung bei Polizei und Feuerwehr auf. Mit mehreren Einsatzkräften machten sie sich auf den Weg. Polizei und Bundespolizei waren mit insgesamt 13 Kräften vor Ort, auch Feuerwehr und Sanitäter rückten mit mehreren Kräften an.

Dort bot sich den Rettern ein Bild des Schreckens: Die Fahrerin war zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben, ihr schwarzer Golf war unter den Puffern verkeilt.

Anderthalb Stunden waren die Rettungskräfte beschäftigt, um die Leiche der Frau zu bergen. Währenddessen halfen Sanitäter und Feuerwehrleute den zehn Insassen des Zuges, ihre Abteile zu verlassen. Auch eine Notfallseelsorgerin war vor Ort. Die zehn Insassen des Zuges wurden nicht verletzt und verließen den Zug allesamt selbstständig. Für sie ging es mit einem Bus der VKU zum Bahnhof Unna, dem eigentlichen Ziel des Zuges.

Da die Unfallstelle mitten zwischen den Feldern liegt und der Zug versteckt in einer Kuhle stand, hielt sich das Interesse von Schaulustigen in Grenzen. Lediglich drei Kameramänner tauchten auf, um das Geschehen für die Fernsehsender einzufangen.

Auto-Bergung mit Kran

Als das Opfer geborgen war, übernahm das Notfallmanagement der Deutschen Bahn, um das Gleis wieder befahrbar zu machen. Das Auto war aber nur schwer zu erreichen, links und rechts ist ein Abhang. Deshalb musste die Bahn einen Autokran anfordern, der das Fahrzeug von dem Gleis hebt. Auch der Zug war vermutlich nicht mehr fahrbereit. Das Gleis war bei Redaktionsschluss, über sieben Stunden nach dem Unfall, immer noch gesperrt.