Holzwickede. .

Die junge Frau hat Tränen in den Augen. Sie schluckt schwer. „Das ist so schön. Es hört sich an, wie aus dem Film ‘Herr der Ringe’.“ Aber nicht Peter Jackson, sondern Helmut Pieper führte Regie bei der ersten Nacht der Lieder am vergangenem Samstag.

Und was Michaela Riedel (34) die Tränen in die Augen trieb, war nicht die Filmmusik von Jacksons Mega-Erfolg, aus der Feder von Howard Shore, sondern der Auftritt des Chors „Belcanto“. Der lockte als letzter von drei abendfüllenden Programmpunkten mit einem Kerzenscheinkonzert in die katholische Kirche. Unter dem Motto „O Magnum Mysterium“ sollte der Auftritt mit geistlich orientierten Gesang „einen Ruhepol zum Abschluss bieten“ sagte Chorleiter Pieper eingangs.

Zuvor hatten schon andere Chöre den Samstagabend in musikalische Gewänder gekleidet. Los ging es um 17 Uhr sozusagen mit einem choralen Medley. Mit einem Gottesdienstes als Bühne präsentierten der Chor Rhytmics, der Chor Liebfrauen, der Männerchor Cäcilia sowie Swinging Cäcilia Chormusik aus verschiedenen Jahrhunderten. Das entsprechende Motto: „Gloria in Excelsis Deo“. Den Abschluss fand der Gottesdienst mit den „Klängen des Himmels“, einem Orgelkonzert mit dem Werler „Tastenprofi“ Wolfgang Bitter.

Danach wurde es auf dem Kirchplatz am Alois-Gemmeke-Haus weltlicher. Und das nicht nur hinsichtlich der diversen Leckereien, die sich die vielen Gäste dort schmecken ließen. Zusätzlich servierten die Chöre, jetzt mit Belcanto und dem Gymnasiumschor, „Clara’s Voices“ einen Ohrenschmaus aus populärer Musik. Von Grillwürstchen und Suppe und von den Beatles bis U2 war da in jeder Hinsicht für jeden Geschmack etwas dabei.

Zum nächtlichen Kerzenscheinkonzert war die Kirche dann so voll wie sonst nur an Heiligabend. Und ebenso andächtig still. Zur Klavierbegleitung durch Helmut Pieper sang der Meisterchor Stücke von Tschaikowski und Beethoven aber auch Modernes, wie das Ave Maria des Jungkomponisten Simon Wawer (34). Gänsehaut war garantiert. Gedanken an Künstlerinnen wie „Enya“ (Only Time; zum Gedenken an den 11. September) oder „Gregorian Chants“ wurden wach.

In den kurzen Pausen zwischen den Liedern erhob sich kein Applaus. Nicht einmal ein Hüsteln war zu hören. Es war, als hielte die ganze Kirche den Atem an. Nach dem letzten Stück –„Der Mond ist aufgegangen“— brach sich die Spannung dann bahn. Die Zuhörer riss es geradezu von den Kirchenbänken und den Sängern und Sängerinnen brandete langanhaltender Applaus entgegen. Eine Zugabe wurde zur Pflicht. „Ich will dir Danken“, ein Stück, dass Helmut Pieper selbst komponiert hat.

Gemessen am Erfolg der Debüt-Veranstaltung der ersten Nacht der Lieder, ist eine Neuauflage durchaus wahrscheinlich. Pieper selbst ist freudig überrascht: „Der Reiz der Veranstaltung lag darin, verschiedene Chöre und verschiedene Musikrichtungen zusammenzubringen“, sagt er. „Aber dass die Idee so einschlagen würde, hätte ich nicht gedacht. Wirklich toll.“