Haldern. . Alfred Dilger und Hans-Gerd op de Hipt reisten nach Afrika und sahen in der landwirtschaftlichen Berufsschule um.
In seinem früheren Arbeitsleben hat sich Alfred Dilger mehrfach auf fremde Lebensverhältnisse einstellen müssen. Zwei Jahre hat er in der ehemaligen Sowjetunion gearbeitet, ein Jahr lang in Bulgarien, auch in Polen und Rumänien war er tätig. „Ich habe gelernt, alles auf mich zukommen zu lassen“, sagt der heute 73-Jährige. In diesem Bewusstsein hat er auch seine jüngste Reise angetreten. 26 Tage lang war der ehemalige Bezirksvorsitzende der KAB Kleve in Uganda. Mit ihm unterwegs waren Hans-Gerd op de Hipt (67) vom KAB-Bezirksvorstand sowie eine sechsköpfige Gruppe aus Kassel, allesamt Mitglieder des Vereins Tohifu, was für Together Hilfe für Uganda steht. Anlass in das ostafrikanische Land aufzubrechen war für die beiden Niederrheiner ein Projekt in Kooki im Kibaale District. Dort haben KABler aus dem hiesigen KAB-Bezirksverband mit Aktionen den Bau einer landwirtschaftlichen Berufsschule finanziert. Der Verein Tohifu, der schon seit 17 Jahren Entwicklungshilfe in Uganda leistet, ließ die dazu gehörenden Werkstätten errichten. „Ein beeindruckendes Projekt“, sind sich op de Hipt und Dilger einig.
Für die beiden sollte es nicht nur eine informative, sondern vor allem eine unvergessliche Reise werden: Weil gleich 15 Koffer der Reisegruppe nicht rechtzeitig in Kampala eintrafen, weil sie die erste Nacht in einem Hotel der Kolpingfamilie verbrachten, weil sie Kaffernbüffel, Schuhschnäbel und Nilpferde in freier Wildbahn beobachten konnten. „Aber weit mehr als alle andere haben uns die Menschen beeindruckt“, sagt Alfred Dilger. Mit einfachsten Mitteln versuchten diese, den Alltag zu meistern und strahlten dabei eine erstaunliche Lebensfreude aus, fährt Dilger fort während er Bilder von Fahrrädern zeigt, die unter der Last von zig Bananenstauden in die gummierten Knie gehen oder gar als Möbeltransporter ganzer Wohnungseinrichtungen dienen.
Von Kampala aus startete die Rundreise mit den Stationen Luwero, Hoima, Kooki, Fort Portal, Buryansungwe, um dann wieder für den Rückflug in die Hauptstadt Kampala zu führen. Schon in Luwero verschlug es der Reisegruppe die Sprache ob des herzlichen Empfangs an der dortigen Schule. Ordensfrau Sister Agnes stand mit allen Schülern vor dem Gebäude, um die Gäste mit Liedern und Tänzen zu empfangen. Der Schulgeistliche holte sein Akkordeon hervor und spielte die deutsche Nationalhymne. Beim Rundgang über das Gelände erfuhren die Gäste, dass die Schule ihre Lebensmittel weitgehend selbst produziert, zum Beispiel Erdnüsse anbaut, Hühner hält.
Vorbei an Tutsi und ihren Rindern
Die Gäste schauten sich auch die Pumpe an, mit der dort das Trinkwasser gefördert wird. „Es ist voller Keime, dort muss dringend was getan werden“, sagt Dilger, der nach seiner Heimkehr schon die Gemeinden in Rees aufgesucht hat. Sein Plan: Er möchte, dass die Spendengelder 2013 aus den örtlichen Sternsingeraktion dorthin fließen. „Ein entsprechender Antrag an Missio wird folgen“, verspricht er.
Vorbei an Tutsi und ihren Rinderherden und aus Naturmaterialien gebauten Hütten führte der Weg in die Bischofsstadt Hoima zum St. Simons Vocational Training Centre (VTC), wo junge Leute u.a. zu Schreinern und Motorradmechanikern ausgebildet werden. Abends feierten Einheimische und Gäste gemeinsam Gottesdienst. Die Gäste hatten eine Gitarre mitgebracht und stimmten „Danket dem Herrn“ und „Rock My Soul“ an.
Nächste Station war das eigentliche Ziel der Niederrheiner: die VTC-Landwirtschaftsschule in Kooki. Vor rund zwei Jahren ist diese Berufsschule fertiggestellt worden mit den KAB-Spendenmitteln in Höhe von 70 000 Euro. Ein Rundgang durch die Klassenräume und die Werkstätten bewies: Dort muss unter einfachsten Bedingungen ausgebildet werden. Gelehrt wird neben Anbau von Feldfrüchten in Theorie und Praxis, Imkerei und Buchführung. „Trotz Einfachheit ein Erfolgsprojekt“, sagt Dilger, der auch vom Wallfahrtsort Kooki beeindruckt war, wo der christliche Märtyrer Andrea Kaahwa verehrt wird. Und wieder waren die Niederrheiner unterwegs: „Das Leben in Uganda findet am Straßenrand statt“, erzählt Dilger. Er zeigt Bilder, auf denen am Wegesrand Früchte angeboten, Möbel geschreinert werden. Und überall sieht man junge Menschen“, sagt Dilger. Einmal hat er gehört: „Wir beneiden Sie, weil man in Deutschland so alt werden kann. In Uganda liegt die Lebenserwartung nur um die 50 Jahre. Aber es gibt auch die Kehrseite der Medaille. In Uganda hat man etwas, das Deutsche nicht haben. „Ihr habt die Uhr, wir haben die Zeit“, hat er ein anderes Mal gehört.
In Fort Portal stand der Besuch eines Priesterseminars auf dem Programm und in Buryansungwe lernte die Reisegruppe ein Baby-Haus kennen, eine Einrichtung, in der ausgesetzte Säuglinge ein Heim finden. „So schrecklich die Vorstellung ist, so tröstlich wirkte auf mich das Haus und das dortige Engagement“, erzählt Dilger. Doch das ist nicht das einzige, was Dilger berührt hat. Seine Frau hatte dort angerufen und ihm mitgeteilt, dass sein Bruder gestorben ist. Während der Messe betete Father Aquirinus später auch für Dilgers Bruder. „Ich konnte die Sprache zwar nicht verstehen, war aber sehr berührt, als ich den Namen meines Bruders Heinz heraushörte“, sagt der Halderner.