Dorsten. .
Dass Kinder aus Rumänien in Deutschland ankommen, hier kriminell werden, versuchen, eine Seniorin zu bestehlen, wie am Samstag in der Innenstadt geschehen: Schlimm. „Aber das, was hier passiert, ist nur das Ende einer Kette“, sagt Bürgermeister Lambert Lütkenhorst. Er engagiert sich seit 20 Jahren im Weltnotwerk der KAB und mit dem Verein Transsilvania dafür, die Lebensbedingungen im Heimatland zu verbessern. „Die Frage für uns muss doch sein: Was tun wir gegen die Armut in diesen Ländern?“
Lütkenhorst zitiert einen Satz von Julius August Kardinal Döpfner, den er als junger Mann gehört hat: „Sie werden Euch das Brot aus dem Mund nehmen, wenn Ihr nicht lernt zu teilen“, hat der Geistliche gesagt. Ihn habe dieser Satz geprägt, so der Bürgermeister. „Teilen“ sei für ihn „ein Schlüsselbegriff von Gesellschaft“. Der Menschenstrom aus armen Ländern – Döpfner habe ihn damals kommen sehen. Rumänien ist eine besondere unter den elenden Regionen. Weil sie Mitglied der Europäischen Union ist. „Zu früh“, findet Lütkenhorst. Das sagten auch viele Menschen in Rumänien selbst. „Das Land ist noch nicht so weit.“
Er hat selbst eine Hütte gesehen, da ersetzt die älteste Tochter mit 13, 14 Jahren Vater und Mutter für eine Handvoll Geschwister, weil die Eltern nach Deutschland gezogen sind. Milch für den jüngsten Bruder, ein Säugling noch, erbettelt die Schwester im Dorf. Wenn sie etwas bekommt. Keine staatliche Institution kümmert sich um die Kinder.
Es gibt auch keine Gesetze zu ihrem Schutz. In einem Heim der Rekener Scheytt-Stiftung ist ein Junge gelandet, dem der Vater schwere Verbrennungen zugefügt hat. Weil er nicht genug zum Familieneinkommen beitrug. Nach einer Woche hat die Polizei den Jungen abgeholt und wieder in die Familie gebracht.
Bei den drei Kindern aus Dortmund, die am Samstag in Dorsten von der Polizei aufgegriffen wurden, müsse man „noch froh sein, dass diese Kinder mit ihren Eltern hier sind.“ Lütkenhorst: „Wenn wir in den Heimatländern der Menschen nichts ändern, dann trifft uns das, was Kardinal Döpfner gesagt hat.“