Unna.
Immer öfter wird in Unnaer Kaufhäusern geklaut. Die Zahl der in diesem Jahr gestellten Diebe habe schon jetzt das Vorjahresniveau überschritten. „Sie sind stärker denn je organisiert, ihre Maschen werden immer dreister und ihre Nationalität ist überwiegend osteuropäisch.“ So lautet das Fazit der beiden Kaufhaus-Detektive Shahin S. (39) und Dogay C. (33), die seit Jahren die Szene in der Unnaer Innenstadt beobachten.
Härtere Arbeitsbedingungen
Einen Grund für ihre härteren Arbeitsbedingungen machen beide an der gestiegenen Beschaffungskriminalität der Drogenabhängigen fest, die sich auch nach Beobachtung der Polizei Unna längs der Stadtmauer zur Tiefgarage am Neumarkt bewegt hat. Die Zahl der Abhängigen sieht Polizeisprecherin Ute Hellmann weiterhin „auf hohem Niveau“. „Sie stammen aus Menden, Holzwickede und Dortmund“, sagt Shahin S., und sie hätten oftmals keinerlei Angst vor drohenden Strafen, weil sie unter einem enormen Suchtdruck stünden.
Diebe ohne Angst
Ohne Angst gingen auch die organisierten Gruppen ans Werk. Jene, die vornehmlich aus Osteuropa kommen. „Sie werden eingeschleust, machen ihren Job und verschwinden wieder“, weiß Dogay C. Zu ihrem Revier gehörten gleich mehrere Kaufhäuser in mehreren Städten der Region. Das könne er mit den Erfahrungen seiner Kollegen belegen, die sich ständig über Handy austauschten. Wird ein Verdächtiger in Unna beobachtet, informiert der 33-Jährige seine Kollegen in Hagen und Dortmund, oftmals aber auch über NRW hinaus.
Untereinander tauschen sie auch die neuesten Tricks der Diebe aus: Mit Aluminium ausgeschlagene Taschen finden ebenso Anwendung wie präparierte Geschenk-Kartons oder ein Magnet unter dem Pullover, mit dem die Diebstahlsicherung entschärft wird. Geklaut werde, so die beiden Detektive mit insgesamt 27-jähriger Berufserfahrung, was nicht niet- und nagelfest sei. Von der Rasierklinge bis zur Markenjeans, vom WMF-Besteck bis zu Kosmetika.
Diebesdepot im Auto
Werden Verdächtige verfolgt, ent-decken die Detektive nicht selten die Depots, die die Diebe in geparkten Autos angelegt haben: „So führen sie uns zum Diebesgut.“ Spätestens dann beginnt die Kooperation mit den Profis der Polizei: „Mit der Kripo in Unna haben wir eine super Zusammenarbeit“, sagen beide: „Vorbildlich.“ Und dennoch gelingt es Detektiven und Fahndern nicht, die Zahl der Ladendiebstähle in Unna zu senken, die sich nach Auskunft von Ute Hellmann auf Vorjahresniveau bewegt: „220 in den ersten neun Monaten dieses Jahres und 237 im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.“ Der subjektive Eindruck der beiden Kaufhausdetektive konstatiert hingegen schon jetzt eine deutliche Steigerung, weil sie sich auf die „dicken Fische“ konzentrieren – zum Beispiel die Organisierten, die es nicht nur auf Markenwaren, sondern auch auf die Geldbörsen der Kunden abgesehen haben.
Um Kunden und Geschäftsleute besser schützen zu können, empfehlen die Detektive so genannte „Citystreifen“ einzuführen, wie es sie bereits in Hagen, Dortmund, Bielefeld und Münster gibt: Diese Streifen ermittelten dann nicht allein in einem Geschäft, sondern gingen in der Innenstadt auf Streife und seien für jeden Geschäftsmann jederzeit erreich- und abrufbar. Die Kosten tragen die Kaufleute und Geschäftsbesitzer.