Bergkamen. .
„Das Werk hat inzwischen fast wieder die Vollauslastung erreicht, die es vor dem Einbruch einmal hatte“, bilanziert Dr. Franz Josef Renneke (60). Wenn offiziell zum 15. Oktober die Leitung der Bayer-Pharmaproduktion von ihm zu Dr. Stefan Klatt (50) wechselt, dann hinterlässt er auch nach Meinung des Betriebsrats und der oberen Bayer-Etagen ein gut bestelltes Haus.
Zu den Gründen, die Mitte des vergangenen Jahrzehnts zur Streichung von über 600 Stellen am damaligen Schering-Standort Bergkamen führte, gehörte die Flucht von Kunden ins Billiglohnland China. Dass das für sie nicht gutgehen konnte, hat Dr. Stefan Klatt vor Ort als Leiter der Asienniederlassungen von Bayer CropScience (Pflanzenschutz etc.) von 2009 bis vor wenigen Wochen mit eigenen Augen beobachten können.
In Asien seien die Mitarbeiter längst nicht so gut ausgebildet wie in Deutschland, erklärte Klatt. Darunter leide die Qualität der Produkte. Hinzu komme, dass der Preisvorteil durch die längeren Transportwege und durch die geringere Zuverlässigkeit fast wettgemacht werde.
Die Konkurrenzfähigkeit des Bergkamener Werks mit seinen zurzeit 1450 Mitarbeitern zeigt sich nach Überzeugung von Dr. Renneke und Dr. Klatt darin, dass viele externe Kunden wieder reumütig zurückgekommen sind.
Für noch mehr Auslastung könnten die Ergebnisse eines Diskussionsprozesses führen, der vor einigen Monaten in Gang gestoßen wurde. Das Bergkamener Werk gilt innerhalb des großen Bayer-Konzerns als der ausgesprochene Spezialist für die mikrobiologische Produktion. Hier werden neben Kontrastmitteln die Wirkstoffe für die Anti-Baby-Pille und ihren Varianten sowie für Salben hergestellt. Die Technik könnte auch für die Produktion von Vorstufen für andere Medikamente und auch Pflanzenschutzmittel genutzt werden.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Drängender ist, ein neues Heim zufinden. Dr. Stefan Klatt und seine Frau wollen sich in der Region niederlassen. Von 1993 bis 1998, als Klatt noch im damaligen Schering-Werk Bergkamen arbeitete, haben sie mit den drei Kindern in Werne gewohnt. Jetzt warten sie darauf, dass ihr Hausrat die Schiffsreise von Singapur im Container heil übersteht.