Altena. .
Die Angebote für den Tunnelbau liegen auf dem Tisch; am Montag soll der Rat den Auftrag für Altenas größtes Bergbau-Projekt der letzten 300 Jahre vergeben. Ab Montag buddeln wieder Archäologen im Burghof; ab Mitte Oktober wird gebohrt und gesprengt. Im Mai 2013 könnten die Bergarbeiter, wenn alles gut geht, den Stab weiter reichen an Elektriker und Ausstellungsmacher. Das Regionale-Projekt „Wir holen die Burg ans Lenneufer“ nimmt Fahrt auf.
Wo bis vor wenigen Tagen die Wagenremise stand, geht es in den nächsten Monaten 85 Meter abwärts, meist durch festen Fels. Das Team von Archäologe Stefan Eismann macht die ersten sechs Meter mit Spitzhacke und Schaufel. Jeder Baggerstich könnte wertvolle Spuren der Vergangenheit zerstören.
Dr. Stefan Eismann gräbt nicht zum ersten Male unter der Burg, doch diesmal ist alles anders. Vor der Neupflasterung des Burghofes und zuletzt im Frühjahr unter der Wagenremise wälzten die Altertumsforscher nur 100 Jahre alten Bauschutt um. Bei der Sanierung der Burg zu Beginn des 20. Jahrhunderts dürften die damaligen Bauherren so ziemlich alles Interessante aus dem Boden heraus geholt oder vielleicht sogar zerstört haben. Für Eismann blieben Scherben und Mauern. Doch auch sie erzählen dem Kundigen etwas aus der Vergangenheit: über eine wesentlich dichtere und wechselnde Bebauung des Burghofs.
Die Steine unter der gerade abgebauten Wagenremise bestätigten diese Ansicht. Er weiß nur noch nicht, ob er auf Fundamente oder tiefer gegründete Mauern gestoßen ist. Es geht letztlich um die Frage: Wann wurde der heutige Burghof gebaut? So viel steht fest: Die Burgbauherren errichteten damals die Mauer weiter unten im Hang und füllten den Raum zwischen Berg und Mauerinnenseite auf. Und dort ruht dieser mittelalterliche Bauschutt seitdem. Vielleicht angefüllt mit mehr als ein paar Scherben.
Wer in so historischem Boden gräbt, der muss auch die archäologischen Arbeiten bezahlen. Das gilt allerdings nur für das etwa vier mal vier Meter große Bauloch, das nötig ist für den Burgaufzug-Schacht. Sollte natürlich ein mittelalterliches Schwert in diese Grube hinein ragen, dann könnte man sicher mit dem Bauherrn sprechen, mutmaßt der Ausgrabungsleiter.
Mit Sensationen wie vor einiger Zeit bei der Untersuchung des Hauses Herbede rechnet Dr. Eismann allerdings nicht. Dort stießen die Archäologen auf Reste einer einst vom Feuer zerstörten Waffenkammer mit phantastisch erhaltenen Rüstungsteilen. Im langweiligsten Fall tauchen nur weitere Scherben auf. Eismann: „Es wird vielleicht irgendetwas dazwischen sein“. Etwa vier Wochen plant er für die Ausgrabungen. Eismann und zwei studentische Ausgrabungshelfern arbeiten immer etwa drei Tage. Zwei Tage brauchen die Bauarbeiter, die Grubenränder mit Beton zu sichern.
Die Stadt sichtet noch die Angebote der Bergbau-Unternehmen mit dem Ziel, dem Rat am Montag einen Vorschlag vorzulegen und den Auftrag zu vergeben, wie Bürgermeister Hollstein erklärt. Um den 15. Oktober herum hätte das ausgewählte Unternehmen dann freie Bahn, von oben zu bohren. Gleichzeitig können Bergbauer unten den vorhandenen Schacht per Sprengungen bis unter die Burg verlängern und vergrößern.
Dazu wird die Archäologen-Grube zunächst wieder mit einem weichen Beton verfüllt. Die Bergbauer bohren ein 15 cm dickes Loch bis auf das Niveau der Lennestraße. Dann ziehen sie von unten einen Fräsbohrer bis zur Burg. In der letzten Phase sprengen Arbeiter von einem Korb aus mit Chemikalien und Wasser den rechteckigen Schacht frei.