Halver/Volmetal.

. Über diesen Anruf hat sich die Dr. Aysegül Altun besonders gefreut. Am Telefon eine Frau, die ihren Mann für den Kurs „Lesen und Schreiben lernen“ bei der Volkshochschule (VHS) Volmetal angemeldet hat. „Er fällt nirgends auf. Er kann super gut mit dem PC umgehen, aber ich bin überzeugt, er kann nicht richtig schreiben und lesen.“ Seine Frau hat sich überwunden, sie hat die Initiative ergriffen.

Die Hemmschwelle ist überwunden. Ihr Mann wird ab dem 19. September mittwochs von 16.30 bis 18 Uhr den Alphabetisierungskurs besuchen. Dr. Altun, VHS-Fachbereichsleiterin für Deutsch und Integrationskurse, appelliert an die Familien, die Freunde, die Bekannten, den Betroffenen Mut zu machen und sie zu motivieren, lesen und schreiben zu lernen.

Bärbel Bernhagen leitet den Kurs. Die Gruppe ist klein, so kann die Dozentin ganz individuell auf jeden Einzelnen eingehen. Und es geht gar nicht dröge zu. Der Unterricht soll auch Spaß machen. Die Texte im Lehrbuch richten sich gezielt an Erwachsene. Zeitung lesen für Einsteiger – „Klar & Deutlich“ heißt das Blatt mit aktuellen, leicht lesbaren Informationen. Schmökern für Anfänger, auch das geht mit Büchern aus dem „Spaß am Lesen Verlag“.

Natürlich wird intensiv gearbeitet. Die Männer und Frauen frischen ihre Buchstabenkenntnisse auf, sie lesen einfache Texte und üben zu schreiben. Natürlich reichen die Unterrichtsstunden allein nicht aus. „Es ist viel Eigeninitiative nötig“, sagt Dr. Altun.

„Regelmäßiges Üben ist wichtig. Man muss immer dran bleiben.“ Wie kann es passieren, dass jemand nur ungenügend oder gar nicht lesen und schreiben kann? Es gibt viele Gründe: eine längere Krankheit, unregelmäßiger Schulbesuch, ständige Umzüge, so die Fachbereichsleiterin.

„Ich bin nicht dumm“, sagt eine Betroffene. Im Gegenteil, um ihr Geheimnis zu wahren, mogeln sich Analphabeten mit geschickten Tricks durch den Alltag. Handverletzung, Brille vergessen, Zeitmangel. Bloß nicht auffallen. Ein ständiges Versteckspiel.

Schluss damit, dann wäre auch Schluss mit der Angst, dem Frust und dem Gefühl, ein Mensch zweiter Klasse zu sein. Die Fachbereichsleiterin weiß, dass es schwer ist, den Schritt zu wagen. Sie macht Mut: „Die Teilnahme lohnt sich.“

Der Kurs richtet sich auch an Menschen mit Migrationshintergrund, die über mündliche Grundkenntnisse der deutschen Sprache verfügen.