Werne/Kreis Unna. .

Die meisten Reaktionen der Piraten reichten von Verärgerung bis Entsetzen, als sie die Einladung lasen, die am Samstagnachmittag in ihrem E-Mail-Postfach wartete.

Darin wurde zur Gründung des Kreisverbandes Unna eingeladen - unter den Piraten herrscht allerdings noch nicht einmal Einigkeit, ob es überhaupt einen Kreisverband geben soll. „Da ist jemand, der sich vorher kaum beteiligt hat, ohne Grund in die Vorbereitungen reingegrätscht“, erklärt Claus Palm, Sprecher der Piraten-Crew „TuX“ aus Schwerte, die Situation.

In der Einladung war nicht nur die Gründung des Kreisverbandes schon beschlossen - auch die Ergebnisse der Vorbereitungstreffen von engagierten Mitgliedern schienen plötzlich hinfällig. Die Tagesordnung und die Satzung des Verbandes wurde nämlich nicht aus dem Internet, wo die Piraten sie öffentlich zur Diskussion gestellt hatten, übernommen, sondern ersetzt.

Diese nicht kommunizierte Entscheidung sorgte für Aufruhr. Die öffentliche Mailingliste der Kreispiraten glühte, vom „Shitstorm“ war die Rede. Die Empörung war groß, dass ausgerechnet bei den Piraten über die Köpfe der Mitglieder hinweg entschieden wird, eventuell gegen deren Willen. Es ging um falsches Demokratieverständnis, Intransparenz, mangelndes Kompromissbereitschaft und Arroganz.

Claus Palm sieht die Situation weniger dramatisch: „Selbstverständlich hat das für allgemeine Verärgerung gesorgt. Es entstand der Eindruck, als sei eine aktive Diskussion durch eine Hauruck-Aktion entschieden worden.“ Es sei allerdings nichts passiert, was im Nachhinein nicht repariert werden könne. Mirko Wittwer, “Ansprechpirat“ in Werne, kann sogar Verständnis aufbringen: „Ich kann irgendwie verstehen, dass man nach so einer langen Diskussion auch ungeduldig wird und mal Taten folgen lässt.“ Das hätte man aber vorher besprechen müssen, Streit sei kontraproduktiv. Er kann der Auseinandersetzung aber auch Positives abgewinnen: „Die Intensität der Diskussion und die Emotionen, die hochgekocht sind, zeigen ja, wie engagiert die Leute sich beteiligen.“ Er hoffe auf Entschuldigungen beim nächsten Vorbereitungstreffen. und zieheaus der Affäre seine eigenen Schlüsse: „Das hat mir persönlich gezeigt, wie sinnvoll Strukturen sind.“

Die Gründung eines Werner Ortsverbandes ist im Übrigen kein Thema mehr, solange die zukünftigen Strukturen der Kreispiraten noch unklar sind.