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„Ich habe im Internet einmal den Begriff Energiewende gegoogelt“, sagt Jochen Baudrexl, GSW-Geschäftsführer und Gastgeber des gestrigen Fachgespräches zum Thema „Energiewende – Auswirkungen und Gestaltungsräume für Stadtwerke und Kommunen“.

289 000 Einträge habe die Suchmaschine zum Thema ausgespuckt. „Ich habe zwar nicht alle gelesen“, schmunzelt Baudrexl, „aber ein Konzept war nicht zu finden“. Das könne man von einer Suchmaschine nicht verlangen, wenn sogar die Bundesregierung keinen Masterplan zur Energiewende habe.

Wichtige Player an einem Tisch

Eingeladen zu dem Fachgespräch mit Vertretern der Stadtwerke, Sparkassen und Politiker des Kreises Unna hatte SPD-Bundestagsabgeordneter Oliver Kaczmarek und freute sich, die „wichtigen Player“ im Energiesektor des Kreises in großer Runde zu begrüßen. Als sachkundige Verstärkung aus Berlin hatte Kaczmarek Dirk Becker mit dabei, den Sprecher für erneuerbare Energien der SPD-Bundestagsfraktion und Mitglied des Deutschen Bundestages.

Doch auch Dirk Becker musste zugeben, dass die SPD ebenfalls noch keine Lösung für viele strittige Fragen in der Energiedebatte, vor allem, was das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) betrifft, parat habe. Um Anregungen, Erfahrungen und Meinungen von Stadtwerken, Politikern und Sparkassen des Kreises baten deshalb die beiden Bundespolitiker, die sie dann mit nach Berlin nehmen wollten.

Doch auch wenn Oliver Kaczmarek nach der zweistündigen Diskussionsrunde „viel gelernt“ habe, die Kritikpunkte der Stadtwerke an fehlenden Konzepten, den Auswüchsen des EEG und einer mangelhaften Subventionspolitik sind eigentlich nicht neu.

Diese Auswüchse des EEG kämen auch wegen der Überförderungen einzelner Technologien zustande, führt Robert Stams, stellvertretender GSW-Geschäftsführer, an. Im Blick hat er dabei vor allem die Subventionierung von Photovoltaik-Anlagen. „Wer heute in eine solche Anlage investiert, macht das nicht unbedingt aus ökologischer Überzeugung, sondern weil er rechnen kann“, sagt Stams. Gerade bei dieser Technologie wird ein Missverhältnis von Subvention und Ertrag nur allzu deutlich. „Man muss kritisch fragen, was unterstützt das EEG sinnvoll und was nicht“, fordert Stams.

Investition in Netzausbau

Ein weiterer Punkt den den Stams in die Diskussion einbringt, ist der Ausbau und die Investition in Stromnetze. „Wir haben sehr viele dezentrale Energiequellen“, sagt Stams, „doch unsere Netze sind dafür nicht ausgelegt“. Investiere man in einen Netzausbau, würde sich das wegen der Regelungen der Netzentgelte erst nach sieben Jahren wieder auszahlen, kritisiert Stams.

Weiterer Kritikpunkt der Stadtwerke-Vertreter sind fehlende „vernünftige“ Strommessgeräte für Privathaushalte – der Einsatz sogenannter „Smart Meter“ sei wenig erfolgreich gewesen, heißt es aus Schwerte. Auch die für Verbraucher undurchsichtigen Preissysteme seien nicht länger hinnehmbar. Wichtig sei zudem, dass mehr Geld in Forschung investiert werden muss – vor allem auch im Bereich Gebäudesanierung und Dämmstoffe. Hier sieht Kaczmarek das altbekannte Problem: Wer ist zuständig?