Gahmen. . Die Kaninchenzucht ist bei den Lösers eine echte Familienangelegenheit, eine Tradition in der vierten Generation. Alleine Friedhelm Löser ist seit 63 Jahren dabei, bunkerte haufenweise Medaillen und Auszeichnungen

Die Kaninchenzucht ist bei den Lösers eine echte Familienangelegenheit, eine Tradition in der vierten Generation. Alleine Friedhelm Löser ist seit 63 Jahren dabei, bunkerte haufenweise Medaillen und Auszeichnungen. Vieles hat er von seinem Vater und Großvater gelernt, noch mehr sich selbst angeeignet. Und diese Erfahrungen gibt er nun seinen Sohn weiter. Auch wenn der 79-Jährige seit einigen Monaten selber keine Ställe mehr besitzt, ohne Kaninchen geht es dann doch nicht. Schließlich hat er seit seinem 16. Lebensjahr dieses Hobby mit Ehrgeiz und großer Freude gelebt.

„Drei bis vier Stunden am Tag muss man schon investieren, wenn man die Zucht ernsthaft betreibt“, erklärt Löser. Seine Spezialität waren Japaner. Das sind ungewöhnlich aussehende Kaninchen, zur Hälfte Schwarz und Gelb. Sie sind schwerer zu züchten als einfarbige Tiere, vor allem die Art der Farbkomposition spielt nämlich bei den Preisrichtern eine große Rolle. Da muss alles stimmen. Dazu kommt die richtige Ohrlänge, Felldichte und Farbraffung. Alleine bei der Körperbaubewertung gibt es 87 Positionen, erklärt Löser.

Insgesamt gibt es 400 Rassen und Farbschläge. Für Löser waren es immer die Japaner, die im Mittelpunkt standen. Die mag er am liebsten, mit ihnen wurde er 2000 Meister der deutschen Rassekaninchenzucht, holte unzählige Preise und noch mehr Titel. Er bekam die große goldene Verdienstplakette des Landesverbands, wurde drei Mal Bundessieger, acht mal Landesmeister, sechs mal Landesclubmeister und noch vieles mehr. Besonders würdigt er aber bei all den Auszeichnungen, die er einheimste, die Leistung seiner Frau.

„Sie stand immer hinter mir, hat alles mitgemacht, mir den Rücken gestärkt. Wir sind in der Kaninchenzucht ein richtiger Familienbetrieb“, sagt er, ohne ihre Unterstützung hätte er nicht so viel erreicht, nicht so eine große Freude an seinem Hobby empfunden. „Es ist nämlich schon viel Arbeit“, gibt er zu. Nicht nur bei der Pflege der Tiere. Um Punkte für die Wertung zu erhalten, muss man an Schauen teilnehmen. Löser reiste mit seiner Frau durch ganz Deutschland. Sie hilft auch noch immer mit, wenn sein Heimverein der W 660 Gahmen eine Schau ausrichtet: die Jungtierschau im August, die Lokalschau im Oktober und die allgemeine Rammlerschau im März.

Doch vieles habe sich mittlerweile bei der Zucht verändert, weiß Löser. Der Trend geht hin zum Zwergkaninchen. Lösers Japaner wiegen zum Beispiel 3,7 bis 4,5 Kilogramm, Zwergkaninchen nur 1,5. „Da kann man für einen Japaner schon drei Zwergkaninchen füttern.“ Futter kostet Geld, außerdem brauchen die kleinen Tiere auch weniger Platz.

„Es fehlt Züchternachwuchs und auch die Haltungsmöglichkeiten werden immer schlechter.“ Ein Problem, das nicht nur für den Kaninchensport gilt. Auch Geflügel- und Taubenzüchter leiden darunter, weiß Löser. Man müsse Genehmigungen für die Stallungen haben, die Nachbarn müssen mitspielen und es muss Platz für Ausstellungen geben. Von jeher finden solche Schauen in Kneipen statt. In Gahmen gibt es nicht eine einzige mehr, dafür aber das Vereinsheim der Kaninchenzüchter.

Gemeinsam mit dem Verein Mietergärten Gahmen baute Lösers Kaninchenzuchtverein W 660 Gahmen von 2000 bis 2001 das Haus auf der Leibzucht, unterstützt von Sponsoren, dem Bauverein und Ehrenamtlichen. „Gut, dass wir das alle zusammen hingekriegt haben“, freut sich Löser.

Der Gahmener war von 1989 bis 2007 Vorsitzender des Vereins W 660, nun hat er den Ehrenvorsitz. Diesen Posten bekleidet er auch beim Japaner-Club W 231 Westfalen sowie bei der Landesclubvereinigung NRW und er ist Ehrenmitglied der Kreisgruppe der Kaninchenzüchter.

Außerdem war er 31 Jahre lang Preisrichter, ist Altmeister der Preisrichtervereinigung, hat die goldene Ehrennadel. Halbherzig war Friedhelm Löser nie bei der Sache. Die Kaninchenzucht sei immer etwas Besonderes gewesen. Der Reiz, ausgezeichnet schöne Tiere zu züchten und auch die andere Seite, als Preisrichter zu erleben, sei ein wunderbares Hobby gewesen. Doch das Alter und seine Gesundheit hätten ihn dazu bewegt, sich etwas zurückzuziehen, seinem Sohn die Zucht in die Hände zu geben. Dabei gebe es aber auch Vorteile, sagt er und lacht. „Ich muss die Ställe nicht mehr ausmisten, Futter und Wasser schleppen.“