Lünen. . Kleiderstangen von schier unüberschaubarer Länge, Regale so weit das Auge reicht, voll mit gefalteten Blusen, Hemden, Pullovern. Und Schuhkartons. Gestapelt in großen Fächern, fast bis hinauf zur Decke. Dieser begehbare Kleiderschrank würde die Kapazitäten jeder noch so luxuriösen Villa sprengen

Kleiderstangen von schier unüberschaubarer Länge, Regale so weit das Auge reicht, voll mit gefalteten Blusen, Hemden, Pullovern. Und Schuhkartons. Gestapelt in großen Fächern, fast bis hinauf zur Decke. Dieser begehbare Kleiderschrank würde die Kapazitäten jeder noch so luxuriösen Villa sprengen.

Er erstreckt sich über 6500 Quadratmeter, umfasst mehrere Lagerhallen. Doch er beherbergt weder Designergarderobe noch schicke Highheels. Das Polizeibekleidungscenter (PBC) im ehemaligen ara-Komplex in Alstedde ist als Logistikzentrum für die Annahme und Ausgabe von Polizeibekleidung in ganz NRW zuständig.

30 000 neue Uniformen

Schirmmütze. Krawatte. Tuchhose. Bianca Handrup hakt Punkt für Punkt auf ihrer Liste ab. Die neue Innendienst-Uniform für Polizeikommissar Alexander Prim ist fast komplett. Gürtel. Sakko. Socken. Fertig. „Nur die Ärmel der Jacke müssten etwas gekürzt werden“, gibt die PBC-Mitarbeiterin Alexander Prim mit auf den Weg. Kleinere Änderungen geben die Beamten selbst in Auftrag, Sonderanfertigungen werden über das Logistikzentrum organisiert.

Kleinigkeiten, im Vergleich zu den Änderungen, die die 25 Mitarbeiter des Lüner Logistikzentrums zusammen mit 22 Kollegen in den Außenstellen in Köln, Brühl und Detmold in den vergangenen zweieinhalb Jahren gestemmt haben: Bei der Umstellung der Uniformen der NRW-Polizei von grün auf blau liefen hier die Fäden zusammen. 30 000 Polizisten galt es mit neuer Dienstbekleidung auszustaffieren. Jede einzelne Montur – 25 000 Außendienst- und 5000 Innendienstuniformen, Kostenpunkt: 700 bzw. 600 Euro pro Garnitur – wurde von Lünen aus in die Behörden des Landes verschickt.

„Dem Grün weint keiner hinterher“

Im Vorfeld waren so genannte Vermessungsteams mit Musterstücken zur Anprobe in die Polizeibehörden gereist. „Die Kollegen konnten in die Sachen reinschlüpfen“, sagt Jörg Sommerfeld vom Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) NRW. Diese Daten übermittelte das PBC an die Hersteller, die bei europaweiten Ausschreibungen den Zuschlag erhalten hatten.

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„Wir hatten zwar im Vorfeld einen Riesenaufwand, aber hinterher gab es dafür fast keine Reklamationen“, sagt Sommerfeld. Kaum einer, dem die neue Uniform nicht passt. Auch im übertragenen Sinne. „Der alten Uniform, diesem Grün, diesem 70er-Jahre Schnitt und diesem Khaki-Hemd hat keiner hinterhergeweint“, weiß Sommerfeld. Nur die Lederjacke habe viele Fans gehabt. Diese müssten sich nun schweren Herzens an das Pendant, den leichten Parker, gewöhnen.

„Diese Halle hier war bis vor kurzem voll bis unters Dach mit den neuen Uniformen“, sagt Jörg Sommerfeld und deutet auf eine inzwischen „geplünderte“ Lagerstätte. Vom Unterziehrolli über die Fellmütze bis zur Thermohose reichte das Sortiment. Nun ist die Umstellung fast abgeschlossen – am 27. August zieht Coesfeld als letzte Behörde die blaue Uniformen an.

Leer werden die Kleiderstangen im PBC trotzdem nicht sein. Hier werden nicht nur jedes Jahr die Neuzugänge der Polizei NRW eingekleidet – in diesem Jahr sind es 1400. Hier laufen auch Nachbestellungen der Beamten ein, deren Uniformen im Einsatz beschädigt wurden. „Außerdem steht den Kollegen in bestimmten Abständen Ersatz zu“, sagt Jörg Sommerfeld. Pro Jahr fünf Paar Socken, zum Beispiel. Es werden Ausrüstungsgegenstände wie Handschuhe, Schutzwesten, Helme und Handfesseln bereit gehalten. Außerdem Schutzkleidung für Spezialeinheiten und Einsatzhundertschaften.

In den nächsten Wochen wird es zudem noch ein letztes Mal einen Schwung grüner Uniformen geben, der das Logistikzentrum durchläuft. Die ausrangierten Schirmmützen, Jacketts und Lederjacken werden hier gesammelt, von ihren Emblemen befreit und über eine bundeseigene Verwertungsgesellschaft in nicht-europäische Länder in Übersee versteigert. „In Zukunft“, sagt Jörg Sommerfeld, „gibt es in Windhoek sicher den einen oder anderen Spielmannszug, der in den alten Uniformen rumläuft.“