Rheinen. .
In diesem Mann steckt eine Menge drin. Zuverlässigkeit. Zielstrebigkeit. Verlässlichkeit. Lebenslust, ganz viel Lebenslust. Wenn Manfred Wolff aus seinem Leben erzählt, leuchten seine Augen. Der 66-Jährige weiß eine Menge zu erzählen. Und er trägt soziale Verantwortung. Ehrenamtlich. Seit 2008 ist er für das Freiwilligenzentrum „Die Börse“ Ausbildungsbegleiter. „Ich bin eine Person der ersten Stunde“, sagt er. Momentan unterhält er zwei Patenschaften. Zwei türkischen Schülern aus der neunten Klasse der Eintrachthauptschule hilft er, ihren Weg ins Leben zu finden.
„Junge Menschen haben mich immer schon interessiert“, verrät Manfred Wolff, selbst Vater von drei Kindern. Innerhalb der Deutschen Bank, wo er zuletzt die Filiale in Unna leitete, war er für Auszubildende zuständig. Seit 25 Jahren sitzt er im Prüfungsausschuss der IHK zu Dortmund für Bankfachwirte. Jugendschöffe war er beim Amtsgericht in Iserlohn. Als er schließlich mit 60 Jahren in den Vorruhestand ging, „wollte ich nicht von 100 Prozent auf Null fallen“, erklärt er. Manfred Wolff wurde aufmerksam auf den Kinderschutzbund in Dortmund, ließ sich über sechs Monate in Wochenendseminaren psychlogisch und pädagogisch schulen, um dann die Nummer gegen Kummer zu bedienen. In Abgründe junger, geschundener Seelen habe er blicken müssen, berichtet er. „Das war sehr belastend“.
Respekt undVertrauen als Basis
Als Ausbildungsbegleiter der Börse lebt es sich vergleichsweise ruhiger, aber immer noch mit einem sehr hohen Maß an Verantwortung. Alle 14 Tage trifft er sich mit seinen Schützlingen, bei Bedarf auch mehr. Nachhilfe gibt Manfred Wolff nicht, aber er berät in Sachen Betriebspraktika, verweist auf die Wichtigkeit ordentlicher Berichte und guter Zensuren, hebt Eigenverantwortung hervor, bespricht Schwächen und Probleme. „Fördern und fordern“, nennt der Rheinener seine Strategie hin zu mehr Selbstständigkeit. Respekt („ich akzeptiere meine Patenkinder als Persönlichkeit“) und Vertrauen („was wir besprechen, erzählen wir Dritten nicht“) sind die Grundlage eines gedeihlichen Miteinanders. Begegnungen auf Augenhöhe sollen so vor dem Hintergrund der Erkenntnis stehen, dass junge Menschen in dieser Entwicklungsphase eher Rat von Begleitern annehmen als von Eltern oder Lehrern.
Manfred Wolff lebt die Leitsätze für diese Patenschaften, hat aber auch ganz andere Leidenschaften entwickelt. Mit 53 Jahren ist er mit dem Rennradfahren angefangen. „Ich hatte damals einen Hörsturz, und die Bewegung war für mich die beste Medizin“, verrät er. Mit 60 hat er seinen ersten Radmarathon über 210 Kilometer absolviert. Sieben Stunden war er dafür im Teutoburger Wald unterwegs. Die 21. Etappe der Tour de France von
Tour de France-Etappe nachgefahren
2004, dem Bergzeitfahren, ist er nachgefahren. 1120 Höhenmeter auf einer Strecke von 15,5 Kilometer von Le Bourg-d’Oisans nach L’Alpe d’Huez – „ich habe das geschafft“, sagt er stolz. Von Rheinen hat er sich mit dem Fahrrad zum Jakobsweg durchgeschlagen und ist die 2000 Kilometer bis St.-Jean-Pied-de-Port in knapp sechs Wochen gestrampelt. Erst in diesem Jahr hat er 800 Kilometer auf dem Jakobsweg von St.-Jean-Pied-de-Port bis Santiago de Compostella auf Schusters Rappen bewältigt. „Wandern und pilgern gehören auch zu meinen Hobbys. Meine Erlebnisse und Abenteuer möchte ich nicht missen“.
Aber er ist nicht nur auf Achse. Manfred Wolff singt im Kirchenchor Hennen und gehört der Dorfgemeinschaft Rheinen an. Dort organisiert er die Ü50-Radtouren, nicht unbedingt vor der Haustür. „Im letzten Jahr waren wir in Xanten, in diesem Jahr haben wir im Emsland die Meyer-Werft besucht“, berichtet er. Und jetzt, wo die Tage kürzer werden und die Abende länger, wäre doch das
Viel Platz fürAnekdötchen
Dorfgemeinschaftshaus in Rheinen ein idealer Ort für Geschichten vom Jakobsweg und Anekdötchen. Dort könnte Manfred Wolff zum Besten geben, dass man auf einer Bergetappe besser nicht anhält. Manfred Wolff hat das auf dem Weg nach L’Alpe d’Huez nämlich gemacht, weil es ihm bei 30 Grad Celsius zu heiß unterm Helm wurde. Nachdem er diesen in seinem Rucksack verstaut hatte, war die Straße so steil, dass „ich beim Aufsteigen immer wieder nach hinten gerollt bin“. Gut, dass es hilfreiche Menschen auch in den französischen Alpen gibt. Zwei von ihnen haben dem Rheinener Manfred Wolff eine Anschubpatenschaften gegeben. Sozusagen.