Reeserward. . Die Kanadische Goldrute, die aus Nordamerika stammt, ist hierzulande vor allem in Bauerngärten zu finden. Gärtner mögen die Pflanze, weil sie jegliches Wildkraut unter sich erstickt. Das bringt aber auch Probleme mit sich: In Rees etwa breitet sich das Gewächs aggressiv aus und verändert die heimische Vegetationsstruktur.
Die Kanadische Goldrute bringt derzeit die unbewirtschafteten Wiesen im Rheinvorland zum Leuchten. Sie hat dort kleinere Tuffs und große Kolonien gebildet. Schwebfliegen, Fliegen und Falter gibt sie im Spätsommer Nahrung. Dennoch schaltet Florian Welz jetzt den Motor des Freischneiders an, um die krautigen Pflanzen mit einer Höhe von rund einem Meter kurz über dem Boden abzuschneiden. Florian Welz absolviert derzeit ein freiwilliges ökologisches Jahr beim Naturschutzzentrum (NZ) des Kreises Kleve, in dessen Auftrag der 19-Jährige die Arbeiten ausführt.
Kiesflächen und Kriechrasen
Grund: Die Kanadische Goldrute verdrängt die hier heimische bodenständige Vegetation. Und das auf aggressive Weise. Wo sie wurzelt, erstickt sie alles um sich herum. „Sie hat an Rheinböschungen hier am Niederrhein die Vegetationsstruktur schon verändert“, sagt Walter Ahrendt, Diplom-Biologe beim NZ. Wo früher ein Mosaik aus Kiesflächen, Kriechrasen, Einzelstauden und kurzlebigen Krautfluren anzutreffen gewesen sei, bilde sie nun mit ihren Stauden an vielen Stellen regelrechte Dickichte. Mit der Folge, dass die Vielfalt heimischer Pflanzen verloren geht und auch vielen Kleintieren die Lebensgrundlage entzogen wird.
Fressfeinde nicht mitgebracht
„Die Goldrute hat sich hier ansiedeln können, aber hat ihre Fressfeinde nicht mitgebracht“, erklärt Ahrendt. Selbst Wild und Vieh mögen sie nicht, grasen um sie herum. Es gibt nur einige wenige heimische Raupen und Käfer, die Appetit auf die Goldrute entwickelt haben.
Eingewandert ist die Pflanze aus Nordamerika. Als Gartenpflanze schaffte sie den Weg nach Europa, wo sie noch heute in vielen Bauerngärten einen gelben Blickfang setzt. „Und das Leben des Gärtners erleichtert, weil sie auch jegliches Wildkraut unter sich erstickt“, sagt Walter Ahrendt. Sie könne es sogar mit der zähen Brennnessel aufnehmen. Den Weg in die offene Landschaft gelang ihr über dort gelagerte Gartenabfälle. „Sie wurde aber auch bewusst durch Imker angepflanzt“, sagt Ahrendt.
Die Kanadische Goldrute bildet über kurze Ausläufer dichte Bestände. Wo sie Fuß gefasst hat, verschwindet sie kaum wieder. „Wir können sie nicht eindämmen, nur in ihrem Bestand schwächen“, ist Walter Ahrendt bewusst. Um ihr den völligen Garaus zu machen, müsste das NZ alle betroffenen Flächen zwei- bis dreimal jährlich pro Jahr mähen. „Aber das ist personell nicht machbar.“