Dorsten. Alte Autoreifen werden zu Sportböden und Aspahaltmischungen: die Firma Genan in Dorsten hat sich auf das Recycling von Reifen spezialisiert. Umweltminister Peter Altmeier (CDU) war jetzt zu Besuch, er sprach über den effizienten Umgang mit Rohstoff und hörte, warum alte Reifen die Ausbreitung von Malaria fördern.

„Der effiziente Umgang mit Rohstoffen ist nach der Energiewende und dem Klimaschutz die Nummer drei auf meiner Agenda“, betonte Bundesumweltminister Peter Altmaier gestern beim Reifen-Recycler Genan, der seit 2008 im Industriepark Dorsten/Marl eines von drei deutschen Werken betreibt..

Genan-Geschäftsführer Thomas Becker nutzte den Ministerbesuch, vermittelt vom CDU-Bundestagsabgeordneten Philipp Mißfelder, um zu werben für eine verstärkte Aufbereitung von Altreifen. „Das würde gut zu ihrer Rohstoff-Agenda passen“, so der Däne.

Brutstätte für Malaria

Rund 700.000 Tonnen Altreifen, das entspricht einer Stückzahl von gut acht Millionen, werden in jedem der drei deutschen Genan-Standorte in die Bestandteile Gummi, Stahl und Textil getrennt. Das Gummi-Granulat wird weiterverarbeitet zu Sportböden und Asphaltmischungen. Vielversprechend verlaufen Versuche mit Hersteller Pirelli, das Recycling-Gummi auch Neureifen beizumischen. Noch immer aber werden rund 43 % des jährlichen deutschen Altreifen-Aufkommens von rund 600.000 Tonnen eingesetzt als billiger Brennstoff, etwa in der Zementindustrie, weitere 15 % werden exportiert nach Afrika und Osteuropa, rechnete der Genan-Chef dem Minister vor. Das sei ineffizient und umweltschädlich im Falle, in Entwicklungsländern landeten die Reifen als Brutstätten für Malaria am Straßenrand.

Widerstand von der anderen Seite

„Die Verwertung von einer Tonne Reifen spart 1,1 Tonnen CO²“, warb Becker für das rein mechanische Trennverfahren von Genan. Bei der Begrenzung der Verbrennung hinke Deutschland hinter den EU-Nachbarn hinterher. Becker: „In Dänemark ist sie seit 1995 verboten und wir haben trotzdem noch eine florierende Zementindustrie die sogar exportiert.“

Es sei immer für den besten Weg der Rückgewinnung betonte der Minister. „Der Kern des Problems ist: Sie könnten alle Reifen haben, wenn sie nicht auch für die Zementindustrie attraktiv wären.“ Eine Gesetzesinitiative müsse deshalb wohlüberlegt sein: „Das gibt Widerstand von der anderen Seite.“ Altmaier verwies auf die schwierigen Diskussionen zum Kreislauf-Wirtschaftsgesetz. Da werde es bis zur Bundestagswahl 2013 „keine grundlegenden Änderungen mehr geben“.

Der Genan-Geschäftsführung versprach der Minister, das Thema mitzunehmen in die europäische Diskussion, die in einer Arbeitsgruppe mit EU-Umweltkommissar Janez Potocnik geführt werde. Ein wichtiger Schritt könne der erfolgreiche Einsatz des rückgewonnenen Gummis bei der Produktion von Neureifen sein, glaubt der Bundesumweltminister: „Das wäre für Sie sicherlich ein stehr starkes Argument.“