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Die Milchbauern haben Probleme. Wieder einmal bangen viele um ihre Existenz, weil die Milchpreise im Keller sind. Dabei liegt die letzte Milchkrise erst drei Jahre zurück. Das Problem: In Europa wird mehr Milch produziert als verkauft.
Und was nicht nachgefragt ist, ist preisgünstig zu haben. Ein weiteres Problem macht der Heiler Landwirt Heinz-Dieter Kortenbruck, auch stellvertretender Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Ruhr-Lippe, deutlich: „Viele Milchviehhalter spezialisieren sich.“
Spezialisierung der Bauern
Meint: Früher hatten die Bauern Schweine, Kühe, Rinder, bestellten Felder. Heute hielten viele nur noch Milchkühe. Und wer allein von der Milch abhängig ist, muss so manche Durststrecke überstehen. „Wenn da das Einkommen schrumpft, wird’s schwierig“, sagt Kortenbruck, der neben der Milchviehhaltung ein weiteres Standbein hat. Anderes Problem: Sobald, wie derzeit, mehr Milch da ist, drücken die Discounter gegenüber den Molkereien die Preise. „Vor einigen Jahren hatten wir schon einmal eine Niedrigpreisphase“, erinnert Kortenbruck. Inzwischen kämen aber die erhöhten Produktionskosten hinzu. Ob Sprit-, Getreide- oder Landpachtpreise, alles sei teurer geworden, so der Landwirt. Dass die Milchbauern auf die Barrikaden gehen, erwartet Kortenbruck nicht. Zum einen zeichne sich ab, dass sich der Milchpreis wieder fängt. Unter anderem wegen des Ernteausfalls nach der lang anhaltenden Dürre in den Vereinigten Staaten. Zum anderen werde nachverhandelt zwischen Konzernen und Molkereien, so Kortenbruck. „Unser Ziel ist es, einen vernünftigen Preis auf dem Markt zu erzielen.“
Im Moment ist der Liter Milch im Kühlregal für rund 60 Cent zu haben. Aber der Verbraucher hat durchaus die Chance, den gebeutelten Milchbauern unter die Arme zu greifen. Indem er sich beispielsweise für die etwas teureren Kartons mit dem Vermerk „Die faire Milch für faire Preise“ entscheidet. Wer diese Milch kauft, unterstützt Milchbauern in der Region, die von den Molkereien dann 10 Cent mehr pro Liter bekommen.
Übrigens: Für diese Geschichte haben wir natürlich versucht, die Stimmen möglichst vieler Milchbauern der Region einzuholen. Bei diesem Wetter war das leider unmöglich. Sie waren alle draußen auf den Feldern. Am Telefon bekamen wir stets zu hören: „Der wird wohl erst am Abend wieder hier sein.“ Oder: „Der kommt nicht mal zum Essen rein.“