Wenn Arbeitnehmer ständig erreichbar sind und sich in der Bringschuld fühlen, macht das krank. Das Umdenken einiger Manager ist gut - aber nicht mehr als ein Signal. Ein Kommentar.

Der perfekte Mitarbeiter ist belastbar, zu jeder Überstunde bereit, allzeit erreichbar und gedanklich im Dauereinsatz. So zumindest fordern es bisher die meisten Chefs. Langsam dämmert ihnen, dass dieselben Attribute auch den typischen Patienten der Psychotherapeuten ausmachen. Wer sich ständig in der Bringschuld sieht, vielleicht nur befristet angestellt ist und auch am Feierabend nicht abschalten kann, wird irgendwann krank.

Das Umdenken einiger Manager ist ein gutes Signal, mehr nicht. Denn in der Masse sind es die kleinen und mittelgroßen Dienstleister, die ihren Kostendruck ungefiltert an ihre Mitarbeiter weitergeben. Das geht so lange gut, bis der Nachschub an Arbeitskräften versiegt. Die Pflegebranche hat diesen Punkt längst erreicht – und noch immer nicht die Lehren daraus gezogen.

Gesundheitssystem verschlimmert das Problem noch

Zum Leid der Betroffenen und der Wirtschaft verschlimmert unser Gesundheitssystem das Problem noch. Wer eine Therapie braucht, wartet mitunter Monate darauf. Das ist schlecht für eine Volkswirtschaft, deren Volk länger arbeiten soll.