Halver..
Tag aus, Tag ein wartete er schwanzwedelnd in der Tür, wenn Herrchen von der Arbeit kam. Jeden Morgen weckte sie miauend ihr Frauchen. Und trübe Laune verflog im Nu, sobald sein Zwitschern erklang. Stirbt ein Haustier, ist nichts mehr, wie es war. Für „seinen“ Mensch bricht eine Welt zusammen. Ein würdiger Abschied ist für Klaus-Peter Enengel, Petra Schrön und Joy Streit ein Zeichen des Respekts – und eine Möglichkeit, mit der Trauer zurecht zu kommen.
Dreimal im Jahr fahre er hin, zur Bepflanzung, erzählt Klaus-Peter Enengel. Gemeint ist der Tierfriedhof in Dortmund, auf dem er eine Grabstelle für seine Stubentiger Minka und Larry besitzt. „Minka ist uns klein zugelaufen, ich sah sie schon vom Fenster aus, und dann saß sie miauend vor der Tür“, erinnert er sich, und man merkt ihm an, dass sofort wieder alle Gefühle präsent sind. „Mit vier musste sie aus Krankheitsgründen eingeschläfert werden.“
Drei Sargmodelle zur Auswahl
Dass sie beim Arzt bleibt, kam nicht in Frage. „Ich habe sofort die Friedhofsleitung angerufen. Dort fragte man, ob ich einen Behälter hätte, ansonsten bieten sie drei Sargmodelle an“, schildert Enengel. „Man wird gefragt, ob man dabei sein möchte, oder – wenn’s zu schwer ist – ob man schon Pflanzen fürs Grab besorgen will. Wenn man anruft, ist innerhalb eines Tages alles bereit – und dort ist’s gepflegter als auf so manchem Menschenfriedhof.“
Vier Jahre nach Minka bestattete er daher auch Kater Larry im selben Grab, der sich mit elf Jahren eines Abends neben ihn aufs Sofa legte und friedlich einschlief. „Ich kann jedem nur raten, sich klar zu machen: Der Tag kommt. Man muss sich frühzeitig damit befassen.“
Dass mancher eine Bestattung für verrückt hält – Stichwort: übertriebene Tierliebe – ist Petra Schrön klar. Aber das ist ihr egal, wenn es um ihre Kaninchen geht. Sie lässt die Tiere – darunter Notfälle vom Tierschutz, deren Tage oftmals gezählt sind – einäschern und verwahrt die Urnen zu Hause. „Mir ist wichtig, dass gerade Tiere, die so viel erdulden mussten, wenigstens einmal im Leben etwas Aufmerksamkeit erhalten.“
Einmal im Leben Aufmerksamkeit
Schon als Kind habe sie ihre Haustiere im Garten begraben, „aber der Boden hier ist so felsig, so ist bei mir kein Platz mehr“. Zudem könne sie sich nicht mal für sich selbst eine Erdbestattung vorstellen, „da möchte ich sie den Tieren auch nicht zumuten“. Und die Kosten? „Man spart’s eben woanders ein.“
Tiere, die länger als ein Jahr bei ihr lebten, lasse sie zeichnen: „Kein Kitsch, eine schlichte Studie.“ Das sei ein Ritual, „ebenso wie ich mit jedem Tier ein Musikstück verbinde. Höre ich’s irgendwo, leben die schönen Erinnerungen wieder auf.“
Dass Außenstehende den Kopf schütteln, hat auch Joy Streit erlebt, als die Ratte, die sie in Pflege hatte, am Alter starb. „Als ich nach zwei Tagen – immer noch traurig – zur Arbeit kam, meinte ein Kollege: ‘Das war doch nur ‘ne Ratte!’“, erzählt sie immer noch ungehalten darüber, sich für ihre Gefühle rechtfertigen zu müssen.
„Wenn ich von Bekannten höre, dass man für sich selbst über eine anonyme Bestattung nachdenkt, weil man nicht sicher ist, ob sich die Kinder später kümmern, verwundert es nicht, dass manche es für abwegig halten, sein Tier nicht dem Abdecker zu überlassen“, bedauert Petra Schrön.
Es komme eben immer auf die Beziehung an, meint Klaus-Peter Enengel. „Die Liebe zum Tier zu Lebzeiten geht auch im Tode weiter. Für mich ist das wie bei einem Menschen, ich muss ans Grab.“