Königsborn. .

Keine Veranstaltung in Unna zieht so viele außergewöhnliche Gäste an wie Olaf Kraus’ Tattooparty auf der Königsborner Salzwiese. Da ist der Hamburger „Manni“, der als farbenfrohes Gesamtkunstwerk durchgeht. Auf seinem Körper findet sich vom Hals abwärts kein untätowiertes Stück Haut. Da ist die Gelsenkirchener Rockband „Mr. Blue“, deren Sänger den Zuschauern seine frisch gespitzten Eckzähne präsentiert. Auch Harleyfahrer, die mit ihren knatternden Maschinen direkt auf die Festwiese rollen, sieht man den Rest des Jahres eher selten.

Mittlerweile ist diese stets von mehreren tausend Gästen besuchte Veranstaltung fester Bestandteil im Unnaer Festkalender. Am vergangenen Samstag erlebte sie ihre 19. Auflage. Organisator Olaf Kraus hatte das Fest als Generalprobe für das 20. Jubiläum im kommenden Jahr angekündigt. Wenn das die Generalprobe war, darf man gespannt sein, wie Tattoo-Papst Olaf 2013 noch eine Schippe drauflegen kann: Denn das feierwütige Publikum genoss einen rauschenden Abend auf der Salzwiese.

Höhepunkt war wie in jedem Jahr die Versteigerung eines tätowierten Schweinekopfes zu Gunsten des Unnaer Tierschutzvereins. Die großzügigen Tattoofans stellten einen Spendenrekord auf: 1060,30 Euro wanderten in die Schweinekopf-Sammelbüchsen. Das System der Wohltätigkeitsversteigerung sieht vor, dass nicht der Meistbietende das tierische Kunstwerk erhält, sondern derjenige, der als letztes während der Versteigerung Geld in die Sammelbehälter einwirft.

Die Jury hatte allerdings ihre liebe Not, im Durcheinander vor der Bühne den wirklich letzten Spender auszumachen; am Ende standen acht Gäste auf der Bühne, die praktisch gleichzeitig gespendet hatten. Sieben verzichteten schließlich zu Gunsten von Dechantal Müller aus Hagen, die dem Schweinekopf nicht nur den ebenfalls traditionellen Kuss auf die Schnauze gab, sondern dem Tier gleich einen innigen Schmatzer gönnte – mit Zunge.

Als beim Tattoo-Contest die beste Tätowierung des Festes gesucht wurde, setzte sich die 43-jährige Daniella Hasse durch. Die schüchterne Werlerin hatte sich erst nach gutem Zureden von Moderator Lothar Baltrusch auf die Bühne getraut und räumte dann den großen Siegerpokal ab, für ihre kunstvolle Rückentätowierung.

Neu war, dass neben dem Jurypreis auch ein separater Gewinner vom Veranstalter persönlich ausgewählt wurde. Im Gedenken an den verstorbenen Stammgast Tattoo-Theo prämiert Olaf Kraus den Festbesucher mit dem für ihn beeindruckendsten Körperschmuck. In diesem Jahr ging die Trophäe an den Hamburger Ganzkörpertätowierten Manni.

Zu den Finessen der diesjährigen Tattoo-Party gehörte auch das ausgefallene Bühnenprogramm. Kelvin Kalvus, der als Magier beim RTL-Supertalent das Finale erreicht hatte, stand auf der Bühne und beeindruckte mit seiner bildgewaltigen Mischung aus Zauberei und Jonglage. Viel fürs Auge boten auch die drei Brasilianerinnen, die mit gefiedertem Kopfschmuck und wenig Textilien am Körper das Publikum beglückten.