Plettenberg. .

Seit vergangener Woche gibt es in der Innenstadt eine öffentliche Toilette – Damen-, Herren- und Behinderten-WCs. Nur: So ganz öffentlich ist die Anlage am Alten Markt nicht. Lediglich bei Veranstaltungen unter dem Stephansdachstuhl wie der Plettenberger Woche, P-Weg-Marathon oder Kultursommer werden die Räume geöffnet. Begründung: Die Verwaltung befürchtet Schäden durch Vandalismus.

„Das Hauptproblem ist die Reinigung“, sagt Bauamtsleiter Bernd Merhofe. Festes Aufsichtspersonal kostet Geld, externe Firmen sind oft gerade mit ihrer Arbeit fertig, da ist der Sanitärraum schon wieder verschmutzt. Videoüberwachung geht natürlich nicht. Möglichkeit: Die Türöffnung an einen Münzautomaten koppeln, was immerhin einen Teil der Kosten decken würde.

„Es ist schwierig, den richtigen Weg zu finden“, gibt Merhofe zu, in dieser Richtung müsse man langfristig zumindest weitere Überlegungen anstellen. Das Thema (kaum vorhandene) öffentliche Toiletten bleibt ein Reizthema, etwa als jüngst bei einem Hygienevortrag im Ratssaal ein Unbekannter sein großes Geschäft direkt draußen vor dem Fenster verrichtete. Öffentlich zugänglich sind bislang – während der Öffnungszeiten – die WCs im Rathaus. Grundsätzlich könnte man ja jede Gaststätte aufsuchen, Merhofe hat aber Verständnis für die Betreiber, die nicht jedermann ihre Toiletten zur Verfügung stellen wollen. Vor allem zu später Stunde sind Menschen, die ihre dringenden Bedürfnisse etwa am Wieden in aller Öffentlichkeit verrichten, für Anwohner und Passanten ein Ärgernis.

„Für den Bahnhofspavillon ist vertraglich geregelt, dass die Toilette des künftigen Cafés für jeden zugänglich ist“, erklärt der Bauamtsleiter, dafür werde von der Stadt eine Aufwandsentschädigung gezahlt.

Man müsse sehen, wie das funktioniert, zur Not gibt es im Anbau des Bahnhofs am früheren Zugang zur Unterführung einen ungenutzten Raum, der im Bedarfsfall zum Sanitärraum umgebaut werden könnte. Aber in der Innenstadt?

Anfällige Selbstreinigungs-Technik

50 000 Euro hat die Baumaßnahme am Alten Markt gekostet, die angrenzende Künstlergarderobe wurde mit renoviert. „Automatische, selbstreinigende Toilettenanlagen kosten sehr viel mehr. In diesem Umfang hätten wir bestimmt 80 000 Euro veranschlagen müssen“, so Merhofe. Außerdem sei die Technik anfällig: Er berichtet von schlechten Erfahrungen mit einer solchen Anlage am Bahnhof, deren Tür sich während der „Sitzung“ schon mal von selbst öffnete. Die Gemeinde Herscheid hat jüngst für rund 14 000 Euro plus Bauhofleistung einen solchen Sanitärraum im Spieker erstellt, allerdings ist dort auch nur ein Toilettenbecken vorhanden – am Alten Markt sind es vier plus zwei Urinale.

Nun ist die Toilette erst einmal fertig, beim Kultursommer am letzten Sonntag war die Resonanz überaus positiv. Wie sich der Bedarf entwickelt, bleibt abzuwarten, ausgeschöpft sind die Möglichkeiten jedenfalls noch nicht.