Kamen. .

Ein digitaler Flickenteppich skurrilster Erinnerungen und Anekdoten, liebevoll verziert mit Dutzenden historischer Stadtansichten, schwarz-weiß und in Farbe, entsteht gerade im Internet. 3 361 Mitglieder hat die Gruppe, in der viele engagierte Menschen an einem elektronischen Gesamtkunstwerk über Kamen im kommerziellen Netzwerk Facebook weben. „Du bist Kamener, wenn....“ – diesen Halbsatz haben seit dem 22. Juli Hunderte schon vervollständigt.

Den Stein hat Carsten Grunwald ins Rollen gebracht: „Die Idee hatten vor mir ja schon andere auf Facebook, zum Beispiel in Unna. Und da hab ich mir gesagt, warum soll das nicht auch in Kamen funktionieren.“ Und so eröffnete er die besagte Gruppe und kam seiner Nachbarin Melanie Henning ein wenig zuvor. „Ich hatte den gleichen Gedanken und hab mich sofort eingeklinkt“, erzählt Henning, die jetzt gemeinsam mit Grunwald als Administrator für Ordnung auf der Seite sorgt.

Von der Resonanz überrascht

Von der riesigen Resonanz sind beide total überrascht: „Über 3 000 Mitglieder in unserer Gruppe innerhalb von 14 Tagen, das haben wir nicht erwartet.“ Und schon werden erste kühne Pläne geschmiedet: Zum Beispiel, dass es nicht beim Austausch im virtuellen Raum des Internets bleiben muss. „Vielleicht kann man ja auch persönliche Treffen organisieren“, meint Grunwald. Eine Idee hat schon konkretere Formen angenommen. „Die Fülle der Bilder und die Vielfalt der Beiträge sind so spannend, dass wir daraus gerne ein Buch machen würden, wenn sich Partner fänden“, sagt Melanie Henning. „Dann hätten auch ältere Menschen und diejenigen, die keinen Internetzugang haben, etwas davon.“

Was bisher entstanden ist, gleicht einem Kaleidoskop. Immer wieder ändert sich durch Neueinträge der Blickwinkel auf die Sesekestadt: Der Alte Markt – noch mit Kreisel und Parkplatz in der Mitte. Das alte Freibad in Methler – voller Menschen mit diesen dicken Gummibadekappen auf dem Kopf. Ansichten vom Koppelteich, die erkennen lassen, dass dieses Gewässer mal mehr war als nur eine Pfütze im Park. Solche und ähnliche Fotos finden sich hier en masse.

Daneben gibt's auch Einträge über längst aufgegebene Geschäfte und Gastwirtschaften (z.B. das alte Uhrengeschäft Koch, Karstadt, alter Blumenpavillon an der Seseke, die „Deele“, die „Flora“, der „Heidekrug“ ). Und natürlich werden auch Erinnerungen ausgetauscht: „Weißt Du noch...“, heißt es da oft und die Antworten lassen nicht lang auf sich warten. Auch alte Schulbekanntschaften werden auf diese Weise wieder belebt.

Heimweh in New York

So fügt sich Beitrag für Beitrag ein Bild zusammen, in dem erkennbar wird, dass bei aller inniger „Hassliebe“, die den ein oder anderen mit seiner Stadt verbindet, am Ende doch die Heimatverbundenheit das stärkere Gefühl ist. Petra Wanka postet beispielsweise: „Lebe seit drei Jahren in New York City und ehrlich gesagt vermisse ich Kamen! Hätte ich nie gedacht.“ Oder Ulf Kampmann: „Habe zwei Jahre in Frankfurt gewohnt. Dann Hamm. Und wieder zurück nach Kamen. I like it!“ Mit diesem Gefühl steht er nicht allein.