Bergkamen. .

Etwa jeden Tag wird in Bergkamen ein Portemonnaie geklaut. Meist sind alte Damen das Opfer, erzählt Rainer Geyer, Bezirksbeamter der Polizei. In vielen Fällen stünden ihre Handtaschen unbeaufsichtigt im Rollator, während sie im Supermarkt ein paar Meter weiter das Waschmittel aus dem Regal ziehen.

Diese Unachtsamkeit wird teuer. Denn nicht nur das Geld ist weg. Ein Ersatz aller persönlichen Papiere - vom Ausweis bis zum Führerschein - kostet 150 bis 200 Euro, sagt Kriminalhauptkommissar Volker Timmerhoff.

Zusammen mit einigen Seniorenberatern des Kommissariats Vorbeugung stand er deshalb am Mittwoch vor dem Geldautomaten der Sparkassenhauptstelle. Timmerhoff und sein Team wollten den Senioren am Zahltag - dem Monatsersten - zeigen, wie leicht man an das Geld fremder Leute kommt.

Eine kurze Frage am Geldautomaten, nachdem der Sparkassenkunde die PIN eingetippt hat - und schon ist der Betroffene abgelenkt. Während Timmerhoff mit der angesprochenen Person plaudert, zieht Seniorenberater Rainer Grabowski das Geld aus dem Automaten.

Leider nicht nur eine gespielte Szene. „Wir hatten 30 solcher Fälle im Kreis Unna“, sagt Timmerhoff. Oft seien die Opfer am Geldautomaten angesprochen worden, ob sie nicht für ein Kinderhilfswerk oder für Unicef spenden möchten. „Die Täter beobachten genau, wann die PIN eingetippt ist und dann gehen sie dazwischen“, sagt Timmerhoff. Und während das Oper abgelenkt ist, zieht ein zweiter Täter den Maximalbetrag aus dem Geldautomaten. „Die machen das so gut, dass man es erst einmal nicht merkt“, sagt Timmerhoff.

„Wir raten dringend, in so einem Fall sofort die rote Abbruchtaste zu drücken“, sagt Seniorenberaterin Helga Benjak. Und man sollte Menschen, die einem zu nahe kommen, höflich um ein wenig Abstand bitten.

Ohnehin gelte es, am Geldautomaten vorsichtig zu sein. Die Täter würden ihre Opfer - gerade ältere Personen - am „Zahltag“ genau beobachten.

„Größere Mengen Bargeld sollten immer am Körper und nicht in einer Tasche transportiert werden“, sagt Timmerhoff. Noch besser: Erst gar nicht so viel Bargeld auf einmal abheben.

„Wir beobachten immer noch sehr häufig, dass die ganze Rente auf einmal abgehoben wird. Oder dass größere Mengen Geld abgeholt werden, um einen Handwerker zu bezahlen. Solche Rechnungen kann man doch auch überweisen.“

„Wir wollen niemand Angst machen. Dazu gibt es keinen Grund. Deutschland ist eines der sichersten Länder der Welt. Aber wir wollen zur Vorsicht raten. Und zu einer gehörigen Portion Misstrauen“, sagt Timmerhoff.

INFO

Gewarnt wird auch vor Sammlungen für einen angeblich guten Zweck, etwa für bedürftige Kinder oder (angeblich) für Unicef. Das kann in der Fußgängerzone, am Geldautomaten oder im Lokal passieren. Tipp der Polizei: Zücken Sie nie Ihren Geldbeutel. Überweisen Sie nur bargeldlos an bekannte Institutionen.