Dorsten. .

Wird Dorsten jetzt dreckiger? Diese Frage ist zwar zugespritzt, scheint aber aufgrund des beschlossenen Haushaltssanierungsplans berechtigt. Denn auch im Bereich Straßenreinigung stehen Kürzungen an. Rund 140 000 Euro sollen dort jährlich eingespart werden. Und das in erster Linie durch Einschränkung von Leistungen und wohl auch Gebührenerhöhungen.

Was die Politik in groben Zügen auf den Weg gebracht hat, muss jetzt von der zuständigen Verwaltung mit Leben gefüllt werden. Zum 1. Januar 2013 sollen die entsprechenden Änderungen wirksam werden. Und daran arbeiten Antonius von Hebel und Johannes Windbrake, die Leiter des Entsorgungsbetriebs Dorsten (EBD), mit denen wir über die Sparziele und deren Auswirkungen gesprochen haben.

Das Interview ist der Start unserer Serie „Müll in unserer Stadt“, mit der wir die verschiedenen Aufgaben der Stadtreinigung beleuchten, Zahlen und Fakten benennen und vor allem auch Ihre Erfahrungen und Ärgernisse zum Thema Abfall in unserer Stadt einholen wollen.

Herr Von Hebel, Herr Windbrake, ich greife die Frage auf: Wird Dorsten durch die Kürzungen bei der Straßenreinigung dreckiger?

Antonius von Hebel: Das ist zu befürchten. Fest steht, dass wir unsere Reinigungsleistungen einschränken müssen.

Was heißt das konkret?

Johannes Windbrake: Reinigungsintervalle ändern sich. Anliegerstraßen werden dann zum Beispiel nicht mehr zweiwöchentlich, sondern nur noch vierwöchentlich gereinigt. In der Altstadt und am Busbahnhof macht der Handreinigungstrupp nicht mehr täglich, sondern nur noch alle zwei Tage sauber. Und die Hauptverbindungswege in Barkenberg werden auch alle zwei Wochen statt wöchentlich gereinigt.

Welche negativen Auswirkungen entstehen dadurch?

Windbrake: Wir gehen von einem ungepflegteren Stadtbild aus. Weggeworfener Müll, etwa in der Fußgängerzone, bleibt dann einfach einen Tag länger liegen. Auch die Rinnsteine entlang der Straßen werden wohl stärker verschmutzt, die Gullys könnten dadurch schneller verstopfen. Und dass wiederum könnte zu einem höheren Unfallrisiko führen.

Auswirkungen, die in der politischen Debatte nicht berücksichtigt wurden?

Von Hebel: Doch. Die aber als hinnehmbar eingestuft und den Sparzielen untergeordnet wurden.

Über welche Summe reden wir dabei und wie teilt sie sich auf?

Von Hebel: Über jährlich rund 140 000 Euro. Auf die Reduzierung des öffentlichen Interesses in der Sommerreinigung auf 13 Prozent entfallen in 2013 etwa 55 800 Euro, die Einsparung zweier Handreinigerstellen schlägt mit 13 200 Euro zu Buche und die Reduzierung des Winterdienstes soll rund 72 300 Euro einsparen.

Reduzierung des öffentlichen Interesses - Dahinter verbergen sich Gebührenerhöhungen für den Bürger?

Von Hebel: Gebührenerhöhungen können die Folge sein. In welchem Bereich die Gebühren sich für das Jahr 2013 bewegen, steht erst Ende dieses Jahres fest. Unter das öffentliche Interesse fallen übrigens die öffentlichen Verkehrswege der Stadt.

Und Sie bauen Stellen ab?

Von Hebel: Der Beitrag des EBD zur Haushaltssanierung sieht den Wegfall von zwei Handreiniger- und einer Kehrmaschinenstelle vor.

Was bedeuten die Einsparungen für den Winterdienst?

Windbrake: In erster Linie haben sie eine Reduzierung auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß zur Folge. Im Vergleich zu vielen anderen Kommunen wurden die Straßen in Dorsten bislang recht großzügig geräumt. In den Ruhrgebietsstädten etwa kommt der Winterdienst nur noch auf den Hauptverkehrsstraßen zum Einsatz. So wird es dann auch bei uns aussehen. Mit dem Nachteil, dass im Zuge der Reduzierung das Unfallrisiko steigen und der Verkehrsfluss beeinträchtigt werden könnte.

Sie zeichnen das Bild einer dreckiger werdenden Stadt. Gibt es auch Ideen, wie diese Leistungskürzungen aufgefangen werden könnten?

Von Hebel: Dem EBD sind da durch die politischen Beschlüsse finanziell die Hände gebunden. Das ginge eigentlich nur durch mehr Eigenengagement der Bürger. Die „Besentage“ sind da ein hervorragendes Beispiel. Der pädagogische Effekt dieser Aktion sollte sich langfristig auswirken. Wenn sich das Abfallbewusstsein der Bürger nachhaltig ändert, entsteht halt auch auf den Gehwegen und Straßen weniger Müll.

Wann stehen die Spar-Auswirkungen im Detail fest?

Von Hebel: Letztendlich wird der Stadtrat darüber wohl Ende des Jahres abschließend entscheiden. Fest steht, dass die Änderungen zum 1. Januar 2013 greifen.