London. Stärker denn je werden die Olympischen Spiele in London auch über soziale Medien begleitet werden. Dank Smartphone und Internet kann jeder Besucher eigene Bilder und Filme von den Spotereignissen verbreiten - was dem IOC gar nicht recht ist: Es fürchtet um den Wert seiner teuren Fernsehrechte.

Schneller, höher, weiter: Das Motto der Olympischen Spiele der Neuzeit soll nicht nur Sportler zu Höchstleistungen anspornen. Geschwindigkeit und Einzigartigkeit sind auch für Journalisten und Fotografen immens wichtig. Schließlich zahlen Fernsehsender, Zeitungen und Magazine viel Geld für Nachrichten und Bilder von den Spielen. Die Explosion der sozialen Medien rund um Facebook und Twitter stellt nun das Internationale Olympische Komitee (IOC) vor ungeahnte Herausforderungen. Es muss die Rechte der übertragenden Fernsehsender schützen, für die sie Milliarden bezahlt haben.

Jeder kann direkt berichten

Heutzutage kann jeder Fan mit Hilfe seines Smartphones direkt von den Sportereignissen berichten. Besucher können Stars wie den Läufer Usain Bolt oder den Schwimmer Michael Phelps mit dem Handy filmen, über das Gesehene twittern oder mit Freunden darüber chatten. Doch all diese Möglichkeiten haben in London ihre Grenzen. Den Sportfreunden wird nicht erlaubt, die Aufnahmen unmittelbar hochzuladen, um sie beispielsweise ins Netz zu stellen.

Der beim IOC für das Mediengeschäft zuständige Anthony Edgar sagt: "Jeder darf filmen, wenn er eine Veranstaltung besucht... aber das Aufgenommene ist nur für den persönlichen Gebrauch." Auch Edgar ist sich noch nicht sicher, ob das IOC die Auswirkungen des Booms von Facebook & Co. seit den letzten Olympischen Spielen in Peking überblickt. Nein, man wisse nicht genau, was zu erwarten sei, sagt er. Vor vier Jahren zur Zeit der Pekinger Spiele habe Facebook rund 100 Millionen Mitglieder gezählt, nun seien es rund 900 Millionen Nutzer.

Enge Kooperation mit Facebook und Twitter

Medienanalyst Ian Maude ist der Meinung, dass das IOC vor großen Herausforderungen steht. Viele Besucher dächten wahrscheinlich nur an die hohen Eintrittspreise und nähmen das Recht in Anspruch, sich über die Regeln hinwegzusetzen. Eine Facebook-Sprecherin versicherte vorab, dass man auf Verstöße genauso reagieren würde wie bei anderen Großveranstaltungen. Edgar kündigte an, während der Spiele eng mit Facebook und Twitter zusammenzuarbeiten, sollten nicht-offizielle Sportaufnahmen ins Netz gestellt werden.

Nicht verhindern können die Offiziellen, dass sich die Sportler selbst zu Wort melden. Jüngst sorgten Tweets des zweifachen Weltmeisters über die 400-Meter-Hürden, Kerron Clement, für Aufregung. Sein Busfahrer hatte sich in London verfahren und fand nicht zum Olympischen Dorf. "Wir irrten vier Stunden umher", schrieb Clement. "Kein guter erster Eindruck von London." Die traditionellen Medien in Großbritannien sprangen auf die Geschichte an und berichteten umfassend. (rtr)