Unna. .
Die Polizei traute ihren Augen nicht, als sie am Morgen des 29. Februar 2012 die weiße Vorort-Villa an der Hammer Straße 202 betrat: In gleich zwei Zimmern wuchsen prächtige Haschpflanzen. Ihr „grüner Daumen“ brachte gestern vier Herren auf die Anklagebank des Dortmunder Landgerichtes. Der Vorwurf: Anbau und Handel mit Betäubungsmittel im großen Stil.
Von Oktober 2011 bis zu ihrer Festnahme an jenem 29. Februar 2012 hat das Quartett laut Anklage in wechselnder Aufgabenverteilung dafür gesorgt, dass es prächtig grünte und blühte in der weißen Villa: In dem einen Raum befanden sich, so die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklage, 439 Töpfe, deren Pflanzen bereits abgeerntet und zum Trocknen aufgehängt worden waren.
Allein mit diesen getrockneten Haschpflanzen hätten 11,3 Kilogramm Drogen hergestellt werden können. Noch verheißungsvoller hatte sich die grüne Pracht in dem zweiten Raum entwickelt: Hier standen 636 Töpfe mit fast ausgewachsenen, noch nicht abgeernteten Pflanzen: Mit ihnen hätten die kriminellen Hobbygärtner noch einmal 39 Kilo Drogen herstellen können, also insgesamt 50 Kilo.
Dazu entdeckten die Beamten damals 36 weitere Mutterpflanzen, 70 Spezial-Lampen sowie 68 Trafos.
Die vier zwischen 22 und 48 Jahre alten Männer – einer von ihnen gilt als Mieter der Villa an der Hammer Straße – gestehen die Vorwürfe. Im Gegenzug, so stellte ihnen die 36. Große Strafkammer gestern Nachmittag nach einem mit allen Beteiligten geführten Rechtsgespräch in Aussicht, haben sie mit folgenden Strafen zu rechnen: Die beiden Angeklagten, die bei der Ernte nur mitgeholfen haben, könnten mit einer Bewährungsstrafe rechnen. Die anderen zwei, die das Haus angemietet und die Plantage professionell bewirtschaftet haben, mit einer Freiheitsstrafe zwischen zwei Jahren elf Monaten und vier Jahren.
Rechtsanwalt Ulrich Bambor erklärte für seinen Mandanten, dass es noch weitere „Gärtner“ gegeben habe, zum Beispiel „Ali aus Holland“. Mit dem Verkauf der Drogen habe man sich einen Verdienst von ca 2000 Euro im Monat versprochen.