Lembeck. .
„Mit etwas Fantasie kann man im Schriftzug auf den neuen Trikots den Schwung der Rotorenblätter wiedererkennen“, strahlte Michael Maiß, Trainer des SV-Lembeck, am Sonntag bei der Vorstellung der neuen Mannschaft über die großzügige Unterstützung durch die Windenergie Lehmberg GmbH & Co KG, die am Wochenende ihr zehnjähriges Firmenjubiläum beging.
Ein Festzelt mit Freibier und Würstchen begrüßte die Gäste am Fuße eines der drei Windräder auf den Feldern am Wessendorfer Weg. Mehr als 500 Nachbarn, Anwohner aus Lembeck und Interessierte der Windenergie von nah und fern folgten im Laufe des Tages der Einladung der Gesellschafter, das Bestehen des Windparks zu feiern und sich über regenerative Energien zu informieren.
Statt Atomstrom aus Tschechien, Windenergie aus Deutschland
„Uns ist es wichtig, die Nähe zu den Bürgern zu suchen, wir sitzen ja nicht hinter einem Gebüsch und produzieren Strom, sondern ragen mit 100 Metern Höhe weit sichtbar in die Landschaft“, erklärt Geschäftsführer Bernhard Dahlhaus. „Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, erkennt man zwangsläufig die Vorteile der Windenergie“, glaubt auch der zweite Geschäftsführer Heinz Thier.
Schließlich haben beide aus marktwirtschaftlichen Gründen vor zehn Jahren in den Windpark investiert, aber sind mittlerweile überzeugte Anhänger der regenerativen Energien. „Die Energiewende kann nicht heißen, Atomkraftwerke in Deutschland abzuschalten und dann Atomstrom in Tschechien zu kaufen“, stellt Thier fest. „Windenergie ist ein zentrales Zukunftsthema und muss ausgebaut werden.“
Stadt Dorsten überprüft Anträge für weitere Standorte
Um genau diesen Ausbau auf lokaler Ebene ging es beim Dialog mit Bürgermeister Lambert Lütkenhorst, der zum Jubiläum gratulierte. „Dorsten produziert schon 7% der Eigendeckung durch erneuerbare Energien und damit sind wir laut Energieagentur NRW überdurchschnittlich“, freute sich das Stadtoberhaupt. „Uns liegen seit 2009 dreißig Anträge für die Errichtung von weiteren WEA-Anlagen vor. Die Überprüfung von neuen Standorten wird voraussichtlich im Herbst dieses Jahres abgeschlossen sein.“
Auch die Lehmberg GmbH möchte eine weitere Anlage errichten, allerdings schwebt den Gesellschaftern dafür ein neues Beteiligungsmodel vor. „Wir streben in Lembeck die Gründung einer Genossenschaft an, die allen Bürgern die Möglichkeit gibt, in die Windenergie zu investieren. Das Dorf lebt mit den Windrädern und hat daher ein Recht auf Beteiligung“, erklärt Thier.
Wenn es für den neuen Standort im Zuge der städtischen Planung grünes Licht gibt, wird es für den Bau der Anlage zu einem Konsortium der bestehenden GmbH, den Grundstücksbesitzern, Anwohnern und eben dieser zu gründenden Energiegenossenschaft kommen. Die Finanzierung soll zudem über die örtlichen Kreditinstitute abgewickelt werden. „Der Vorteil der lokalen Finanzierung ist, dass die Gemeinschaft davon profitiert. Das Geld bleibt im lokalen Kreislauf, nicht zuletzt auch durch die Steuern in die Stadtkasse.“
Strom mit lokalen Investitionen dort zu erzeugen, wo er konsumiert wird ist laut Thier den großen Off-Shore Anlagen in der Nordsee vorzuziehen, deren Einrichtung durch große Konzerne gestemmt wird und deren Strom durch den weiten Transport dreimal so teuer ist. „Und um dem vielerwähnten Argument der Verschandelung der Landschaft durch die Wind-Riesen vorzugreifen, möchte ich erinnern, dass wir schon per Gesetz Rücklagen für den Abbau der Anlagen bilden müssen. Wenn in 40 Jahren keine Windenergie mehr gebraucht wird, gibt es keinen Restmüll“.
Die große Begeisterung für die Windräder übertrug sich auf viele der Gäste. Dazu trug auch das besondere Highlight des Tages bei, mit Servicepersonal das 100 Meter hohe Windrad zu erklimmen, weit in die Landschaft zu blicken und die monumentale Technik zu bewundern. 40 Personen, darunter auch mit der WAZ, kamen in diesen exklusiven Genuss, manch einer überwand aus Neugier die Höhenangst.
So wie Betreiber Bernhard Dahlhaus, von Hause aus bodenständiger Landwirt, seine eigene überwinden musste. „Vor zwölf Jahren in der Planungsphase war ich in Gescher zum ersten Mal auf so einer Anlage. Da war mir ganz mulmig“ erinnert sich Bernhard Dahlhaus. „Aber mittlerweile gehe ich regelmäßig hoch, das ist doch unser Eigentum, da muss ich nach dem Rechten schauen.