Dorsten. .
„Alltäglicher Regen ist ungelegen; zuweilen ein Regen ist ein Segen.“ Diese alte Bauernregel dürfte gerade in letzter Zeit den Landwirten gefallen haben, denn ihre Mähdrescher stehen startbereit zur Ernte, doch das Wetter spielt nicht mit. Für dieses Jahr befürchten die Bauern einen Verlust von bis zu 30% allein bei der Ernte von Gerste.
Höhere Temperatur wird gebraucht
„Es ist gut, dass die Pflanzen genug Wasser durch den Regen bekommen, um zu reifen, doch momentan benötigen wir Sonne und Temperatur um die Ernte abzutragen. Sonst keimt das Korn aus und wird für den Menschen ungenießbar, es eignet sich dann nur noch als Futtermittel für die Tiere“, erklärt die Landwirtin Marie-Therese Schulte-Spechtel.
Sie hat einen Hof in Wulfen und ist nur eine von vielen Betroffenen in der Region, die eine Getreide-Missernte befürchten. „Wir benötigen einen Wechsel von Feucht- und Trockenperioden“, erklärt sie - letzteres entfiel meistens. Nur durch diesen Wechsel können sich die Pflanzen optimal entwickeln.
Die Gerste muss noch trocknen
Friedrich Steinmann, Kreisverbandvorsitzender des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV): „Die Wintergerste ist eigentlich schon fällig zur Ernte, doch dazu werden optimalerweise zwei bis vier trockene, sonnige Tage benötigt. Ernten wir die Gerste mit mehr als 16% Feuchtigkeitsgehalt müssen wir sie trocknen, bevor wir sie weiterverarbeiten können.“
Doch das verursache zusätzliche Kosten, die sich auf ungefähr drei Euro pro Doppelzentner eingefahrener Ernte belaufen können. Das seien etwa 8% Verlust beim Verkauf, der ungefähr 25 € pro Doppelzentner bringt. „Dabei kommt schnell ein Verlust von um die 240 € heraus, wenn man diese Summe auf einen Gesamtertrag eines Feldes umschlägt“, rechnet Steimann vor.
„Auch bei der Erdbeerernte ist ein Verlust zu verzeichnen, der auf das Wetter zurückzuführen ist.Dieses Jahr war der Ertrag von Erdbeeren zwar sehr gut, aber die Erntebedingungen waren einfach zu schlecht. Selbst die grünen, noch nicht reifen Erdbeeren haben aufgrund der Nässe angefangen zu faulen. Die Fäulnis hat sich dann auf die anderen Früchte übertragen und wir mussten einen Verlust von etwa 50% einstecken.“
WLV hat 45 000 Mitglieder
„Die Landwirtschaft ist ein kapitalintensives Geschäft, man muss auf längere Zeit Geld investieren und hoffen, dass dieses sich nach dem Verkauf der Ernte vermehrt hat. Das ist nun mal Teil dieses Wirtschaftsaspektes“, so Steinmann. Der WLV, dessen Kreisvorsitzender er ist, hat im Bereich Westfalen-Lippe rund 45 000 Mitglieder.